Donnerstag, 22. September 2011

Pressestelle. Unleserliche Unterschrift.

Montag, 12. September 2011, abends.
Bei Willi vor der Ecke. Kneipengespräche. (2)


(Ad und DerVERLEGER sitzen am Stammtisch und trinken ein Sieben-Minuten-Pils.)

Verleger: Na? So schweigsam heute? Gibt`s Probleme?

Ad (grinst, nimmt das Bier und prostet ihm zu): Ach was! Alles bestens!

Verleger: ABER?

Ad: Kumpel, du solltest endlich anfangen, mir zu vertrauen. Ich weiß, was ich tue!

Verleger: Und was tust du?

Ad (trinkt einen Schluck und grinst noch mehr): Na was wohl? Werbung für dich machen! Und ich sag dir: Das flunzt, da bin ich selbst überrascht von! Und wir stehen erst am Anfang!

Verleger: Kostet das nicht viel Geld? Ich möchte nicht …

Ad (tätschelt ihm gönnerhaft den Arm): Ich hab`s dir doch gesagt: Erst mal alles nur auf Probe. Und wenn die Kohle sprudelt, dann …

Verleger: Wie soll bitte schön Kohle sprudeln in einem Verlag, der keine Bücher verlegt?

Ad: Du wirst schon sehen. Morgen erscheint übrigens dein Interview.

Verleger (baff): Welches Interview??

Ad: Also, echt! Wir hatten eine Anfrage vom NNB, erinnerst du dich?

Verleger: Ich habe kein Interview gegeben!

Ad (lacht, schaut zur Decke und rezitiert): Der Verleger des Thoni-Verlags freut sich über Ihr Interesse und ist selbstverständlich gerne bereit, zu Ihren Fragen Stellung zu nehmen. Wir bitten, diese schriftlich zu übermitteln und werden sie umgehend beantworten. Mit freundlichen Grüßen. Thoni-Verlag. Pressestelle. Unleserliche Unterschrift.

Verleger: Pressestelle? Unleserliche Unterschrift? Was soll der Quatsch?

Ad: Soll ich etwa mit meinem Namen unterschreiben, damit jeder gleich merkt, dass beim Thoni-Verlag die Presseabteilung und die Marketingabteilung in Personalunion geführt werden?

Verleger: Damit hat der sich doch nicht etwa zufriedengegeben?

Ad: Na sicher doch! Nachdem ich ihm versichert habe, dass ein persönlicher Gesprächstermin bedauerlicherweise bis auf Weiteres aufgrund der zu priorisierenden Aufbauarbeit für den Verlag nicht möglich ist und die Presseabteilung sich bei Ablehnung nicht an die Zusage des Exklusivinterviews gebunden fühlt, zumal bereits mehrere überregionale Anfragen vorliegen.

Verleger: Überregionale Anfragen? Davon hast du mir auch nichts gesagt!

Ad (verdreht die Augen): Meine Güte! Das kommt schon noch. Aber …

Verleger (empört): Versteh ich das richtig? Du hast den Rastlos angelogen?

Ad (schaut ihn sehr streng an): Niemals, hörst du: NIEMALS solltest du den Namen eines Menschen, der für dich irgendwie relevant sein könnte, FALSCH aussprechen oder schreiben! (lacht in sich hinein). Der war so geil auf die Story, der hat sogar geschluckt, dass ich die eine oder andere Frage etwas angepasst habe.

Verleger: Angepasst …?

Ad: An die passende Antwort, Kumpel! Und wenn du erst das Bild siehst …

Verleger: Du hast dem doch nicht etwa ein FOTO von mir überlassen???

Ad: Dass du inkognito bist, ist doch der wesentliche Grund, warum die überhaupt über dich berichten! Nee, die Bildstocks bieten da mittlerweile für wenig Knete richtig gute Ware!

Verleger: Ich versteh gerade gar nichts! Warum hast du mir die Fragen nicht gegeben?

Ad: Das ist schon mal schiefgegangen, oder? Außerdem hattest du keine Zeit.

Verleger: Das stimmt doch gar nicht! Ich hätte jederzeit …

Ad: Also wirklich: Du musst noch viel lernen, Kumpel!

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