Montag, 31. Oktober 2011

Umsonst.

GEHEIM. (18)

Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Samstag, 24. September 2011 12:15
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. BRANDHEISSE SPUR!!!!!

Cheffe,
des könne Sie doch net mache! Ich war doch immer Ihne Ihrn Internet-Spezialist! Un ich hab wirklich brandheisse Infos für Sie! Und wenn des Geld für Sie des Problem is, dann würd ich aach erstemol auf Probe umsonst weitermache, sozusagen als freier Mitarbeiter! Und wenn ich die Infos von meim Informanten hab, dann entscheide Sie, ob Sie mir noch ne Changse gewwe! Ich find, des ist nur fair, nachdem ich so lang schon für Sie arweite tu!
Mit viele Grüße
Ihnen Ihrn q7


Von: Chronist
Gesendet: Sonntag, 25. September 2011 14:07
An: Ex-Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Bitte um Übersendung Ihrer Honorarforderung!

Guten Tag!
Da Sie leider keinerlei Einsicht zeigen, muss ich wohl etwas deutlicher werden:

1.
Ich habe Ihnen bereits angeboten, Ihre Honorarforderungen großzügig zu bedienen. Daraus hätten Sie den Schluss ziehen können, dass die Beendigung unserer Zusammenarbeit keine monetären Gründe hat.

2.
Weder Ihre Rechercheergebnisse noch die Art der Übermittlung entsprechen üblichen Standards. Konkret heißt das: Die von Ihnen übermittelten Daten sind so schlecht aufbereitet, dass die Zeit, die ich benötige, sie einigermaßen zu sortieren, wahrscheinlich länger dauert, als wenn ich gleich alles selbst recherchieren würde.

3.
Ich habe den begründeten Verdacht, dass sich Ihre PC- und Internetkenntnisse bestenfalls auf dem Niveau von Disketten bewegen.

4.
Es hat keinen Sinn mehr zu diskutieren – meine Entscheidung ist irreversibel (und Ihre Stelle im Übrigen bereits anderweitig besetzt).

5.
Nochmals: Bitte übersenden Sie mir Ihre Abschlussrechnung.

Mit freundlichen Grüßen
Der Chronist.

PS1: Ich werde ab sofort auf Ihre Mails nicht mehr antworten, es sei denn, es gibt noch Rückfragen bezüglich Ihrer Honorarforderungen.

PS2: Nur zu Ihrer Kenntnis: Bei Ihrer „brandheißen“ Fotospur handelt es sich um Bildmaterial, das von jedermann aus dem Internet heruntergeladen werden kann – auch zur Veröffentlichung in Printmedien (Bücher/Zeitungen).

PS3: Wegen einer kürzlich erfolgten internen Umstrukturierung bitte ich Sie, die Bezeichnung q7 nicht mehr zu verwenden.

Samstag, 29. Oktober 2011

Nur für Experten.

GEHEIM. (17)


Von: q1 (mailto: fox-at-fire321ich.de)
Gesendet: Freitag, 23. September 2011 07:29
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni; Social-Media-Daten/Künftige Verfahrensweise

Guten Morgen, mein Lieber!
Ich lese gerade Ihre Mail beim Frühstück und muss doch ein wenig schmunzeln: Habe ich mich etwa so undeutlich ausgedrückt? Bei den genannten Kürzeln handelt es sich um nichtöffentliche Bewertungszeichen zur Kennzeichnung von Dokumenten, die selbstverständlich NICHT für den gewöhnlichen Leser, sondern ausschließlich für Experten gedacht sind, um eine effektivere Zuordnung insbesondere wenig- bis nichtrelevanter Materialen zu ermöglichen. Ich ging wohl fälschlicherweise davon aus, dass Ihnen dieses Procedere bekannt ist?
Ich melde mich.
q1


Von: Chronist
Gesendet: Freitag, 23. September 2011 07:59
An: q1 (mailto: fox-at-fire321ich.de)
Betreff: Der Fall Thoni; Social-Media-Daten/Künftige Verfahrensweise

Sehr geehrter q1!
Das Procedere ist mir selbstverständlich bekannt, ich ging aber nach der Lektüre Ihrer Mail in der Tat davon aus, dass Sie im Fall Thoni eine Abweichung vorschlagen. Da die Dinge nun geklärt sind, können wir in der vorgeschlagenen Art und Weise verfahren. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!
Ihr Chronist.


Von: Chronist
Gesendet: Freitag, 23. September 2011 08:10
An: Ex-Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Betreff: Ende der Zusammenarbeit

Guten Tag, Herr Ex-q7!
Man kann mir nun wirklich nicht nachsagen, dass ich nicht überaus geduldig und nachsichtig mit Ihnen gewesen wäre! Aber selbst der geduldigste Mensch hat eine Grenze, und die meine ist nach Ihrem gestrigen Informationskrautsalat endgültig überschritten. Nachdem Sie nicht einmal die gängigen Standards Ihrer Branche kennen, bleibt mir keine andere Wahl, als unsere Zusammenarbeit unwiderruflich zu beenden. Damit ich die Sache auch buchhalterisch abschließen kann, bitte ich um schnellstmögliche Übermittlung Ihrer noch ausstehenden Honorarforderungen, die ich selbstverständlich umgehend begleichen werde.
Mit freundlichem Gruß
Der Chronist.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Kürzel bitte in Klammern.

GEHEIM. (16)

Von: Chronist
Gesendet: Donnerstag, 22. September 2011 21:15
An: q1 (mailto: fox-at-fire321ich.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Standards

Sehr geehrter Herr q1!
Haben Sie vielen Dank für die Übermittlung der Daten. Was Ihren Vorschlag einer Standardisierung der Social-Media-Daten-Übermittlung angeht, so bin ich damit einverstanden, schlage jedoch vor, dass Sie die zur Kennzeichnung benannten Kürzel jeweils in Klammern ausschreiben, da nicht vorausgesetzt werden kann, dass die Leser durchgängig über entsprechende Kenntnisse verfügen.
Es grüßt Sie:
Der Chronist.

Montag, 24. Oktober 2011

German Ghost Rider.

GEHEIM. (15)

Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Donnerstag, 22. September 2011 17:35
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. BRANDHEISSE SPUR!!!!!

Scheint ja ziemlich zu pressiere - also bitte:

GGR:
Gesellschaft der Germanisten Rumäniens
German Ghost Rider
gegrillt (ggr.)
gegründet (gegr. /ggr.)
Sowie als Kürzel für diverse Institutionen/Firmen

ASG:
Albert-Schweitzer-Gymnasium Hamburg
ASG - Anerkannte-Schulgesellschaft mbH
Sowie: als Kürzel für zahlreiche Firmen!

Die Abkürzung WF steht für:
• Wallis und Futuna, französisches Überseeterritorium, nach ISO 3166, ISO 3166-1 und UN/LOCODE
• Landkreis Wolfenbüttel, als Kraftfahrzeug-Kennzeichen (Unterscheidungszeichen)
Widerøe’s Flyveselskap, norwegische Fluggesellschaft, als IATA-Code
• Werkfeuerwehr
• Winkelfehlsichtigkeit, eine fehlerhafte Bilddarstellung in den Augen
weight forward (auch Keulenschnur), eine Schnur beim Fliegenfischen
• Werk für Fernsehelektronik, einen DDR-Betrieb in Berlin-Oberschöneweide, später Samsung, 2005 geschlossen
Windows Workflow Foundation, eine Microsoft-Technologie für den Umgang mit Arbeitsabläufen
• Wellenfunktion

HF steht als Abkürzung für:
• Halbfabrikat oder Halbfertigprodukt in der Produktionstheorie
• Hamburg-Finkenwerder
Hamburgs Finest, ein Hip-Hop-Label, Vorgänger von Deluxe Records
• Hammerfall, eine schwedische Power Metal Band
• Hapag-Lloyd Flug als IATA-Code
Fürth Hardhöhe, einen U-Bahnhof Nürnbergs, siehe U-Bahnhof Fürth Hardhöhe
• Hartree-Fock-Methode, ein Näherungsmethode der Quantenmechanik
• Hauptfeldwebel
• Heeresfeldbahn, ein militärisches Bahntransportmittel
• Heeresfeldbahnlokomotive
• Kreis Herford als deutsches Kfz-Kennzeichen
• Herzfrequenz
• Hochfrequenz in der Elektrotechnik
• Höhere Fachschule
Holstein-Friesian, eine Rinderrasse, siehe Holstein-Rind
• Hörfunk
Human Factors, menschliche Einflussfaktoren in sozio-technischen Systemen
Hydrogenfluorid, siehe Fluorwasserstoff bzw. Fluorwasserstoffsäure

Hf steht für:
• Hafnium, ein chemisches Element

hf steht für:
have fun (englisch für „viel Spaß“), verwendet in Chats; siehe Liste von Abkürzungen (Netzjargon)
Quellen: Google/Wikipedia.

PS: Mich tät schon interessiere, wozu des jetzt gut is?
PS: Nächste Woch is meine Foto-Informandin widder im Dienst.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Samstag, 22. Oktober 2011

Relativ.

Freitag, 21. Oktober 2011.
Die Autorin. Meine kleine Gedichtesammlung.(5)


Heute einen wertvollen Menschen zu Grabe getragen. Dunst über der Höhe, die Sonne bricht durch.
Alles, alles wird relativ.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Messesplitter.

15. Oktober 2011
Der Chronist. Medienauswertung. (4)


1. Lesen im isländischen Wohnzimmer
2. Wenn Autos für Bücher brennen
3. Branchentreff erfindet sich neu
4. Ausgehtipp: Frankfurter Buchmesse

1.
Lesen im isländischen Wohnzimmer

Bewunderung von allen Seiten für den unprätentiösen Auftritt des Buchmesse-Gastlands: Wer im Forum eintritt, den umhüllt schummrige Wärme und er wird sofort zum Lesen animiert. Hier stehen keine Autoren und nationale Statussymbole im Mittelpunkt, sondern das Lesen.

"Das hatten wir schon länger nicht mehr bei einem Gastland-Auftritt: Überall sitzen hier die Leute und lesen, lesen, lesen", befand nicht nur Buchhändlerin Monika Steinkopf (Berger Bücherstube), die gerade mit Kollegin Helma Fischer (Steinmetz'sche Buchhandlung, Offenbach) durch die Wohnzimmer streift. Richtig, Wohnzimmer, denn überall stehen runde und eckige Tische, Sessel, Sofas, Stühle, alle nicht von Messebauern und nigelnagelneu, sondern angeschrammte mit Gebrauchsspuren, die sagen: Wir haben schon was erlebt. Da fühlt man keinerlei Distanz, es ist, als tauche man ein in isländische Stuben, ab und an spielt ein Trio dezent Musik im Hintergrund, es darf gegessen und getrunken werden und vor allem: gelesen.

Denn wo man auch hinguckt: Überall stöbern die Besucher neugierig in den Buchregalen, nehmen Novitäten und Backlisttitel heraus (da ist kein Buch sorgsam angekettet) und lesen an den Tischen, stupsen sich mit dem Ellbogen an: Hier, lies mal, ist das nicht schön beschrieben? Gesprochen wird natürlich auch, hier herrscht keine ehrfurchtvoll museale Stille wie bei manch anderen Gastland-Auftritten, die ihre Autoren, ihre Geistesgrößen, ihre Landschaften, ihre Politik zeigten; nein, hier wird über Literatur, über einzelne Bücher geredet. Ringsum animieren auf großen Leinwänden Videos, die Lesende aus Island zeigen: Kinder, Schüler, Studenten, Schriftsteller, unterschiedlichste Altersgruppen und Professionen, ein lesendes Land offenbar. Im Wechsel ist die jeweilige Stimme zu einer Person zu hören, auch hier dezent, und man fängt an, sich für die isländische Sprache zu interessieren. Eine gelungene Inszenierung, denn sie macht neugierig. Auf die Bücher und noch mehr: aufs Lesen.

Quelle: Börsenblatt, http://www.boersenblatt.net/459209 , Frankfurter Buchmesse, 13.10.2011 (Stand: 13.10.2011)


2.
Wenn Autos für Bücher brennen

Raffinierte Verkaufsstrategien der Verlage

Berlin. Klaus Kluge lässt schon mal ein Auto in Flammen aufgehen, wenn es dem besseren Verkauf eines Buches dient. Der Geschäftsführer von Bastei Lübbe, unlängst ausgezeichnet mit dem „Sales Award 2010“ für außergewöhnliche Leistungen in Verkauf und Vertrieb, insbesondere für „spektakuläre Inszenierungen neuer Autoren“, ist an Einfallsreichtum kaum zu überbieten.
(…) Patentrezepte für die Herstellung eines Bestsellers gebe (sic!) zwar nicht, aber einige wichtige Faktoren, die häufig zum Erfolg führten. Da wäre zum Beispiel der Autor: Wenn der bereit ist, sich für PR und Werbung entsprechend inszenieren zu lassen, sei schon viel gewonnen. „Er muss aber auch der Typ dazu sein“, meint Kluge. (…)

Wer hier an den aktuellen Bestseller von Charlotte Roche („Schoßgebete“) denkt, befindet sich auf der richtigen Spur. „Wir wären ja dumm gewesen, wenn wir ihre Ausstrahlung und ihr Charisma nicht genutzt hätten. Sie ist ein absoluter Medienprofi und praktisch im Fernsehen groß geworden“, sagt Eva Brenndörfer vom Piper-Verlag. Daher wurde auch kaum klassische Werbung, sondern ausschließlich PR gemacht. Erst kurz vor dem Erscheinungstermin wurden einige „Leitmedien“ mit Exklusiv-Interviews ins Boot geholt, danach wurden Fahnen an weitere Journalisten geschickt, dann folgten TV-Auftritte bei Markus Lanz, Sandra Maischberger, Stefan Raab und weiteren. Fast 600 000 Exemplare habe man bereits verkauft.

„Zu 90 Prozent ist ein Bestseller machbar“, meint auch Professor Erich Witte, Leiter des Bereichs Sozial-, Medien- und Wirtschaftspsychologie an der Uni Hamburg. Allerdings unter der Bedingung, dass das Thema viele Menschen anspricht und zum Zeitgeist passt.
„Wenn der Verlag nun noch mit einer hohen Startauflage droht, möchte ich den Leser oder den Journalisten sehen, der es sich leisten möchte, bei diesem Buch nicht mitreden – oder schreiben zu können.“ (…) Bedeutsam ist das, worüber alle schreiben oder reden. So wird Bedeutsamkeit auch künstlich erzeugt.“

Quelle: Karolin Köcher, dpa, in: Offenbach Post, 12.10.2011 (Auszug)


3.
Branchentreff erfindet sich neu
Zuwachs bei Konferenzen und Rechte-Handel


Frankfurt. Im Jahr 1972 erhielt der dänische Literaturagent Ib Lauridsen auf der Frankfurter Buchmesse keinen eigenen Stand. Der war Verlegern vorbehalten. Da veröffentlichte der gewiefte Mann aus Kopenhagen kurzerhand ein Buch auf Englisch mit dem witzigen Titel „Wie man einen Stand bei der Frankfurter Buchmesse erhält“ – schon war er zugelassen. Eine nette Anekdote aus längst vergangenen Zeiten. Heute tummeln sich auch Filmproduzenten, Regisseure (…) oder Hersteller von Computerspielen auf der Messe. Und die Organisatoren sind heilfroh darüber.
Die weltgrößte Bücherschau wandelt sich immer mehr zum Börsenplatz für Inhalte aller Art. Das Buch ist nur ein Baustein in einer immer breiter gefächerten Verwertungskette. „Wir müssen alles machen, Print, Digital, Social Media und die Vernetzung vorantreiben“, heißt das Credo von Buchmessen-Chef Juergen Boos. Die alte Kette im Buchgeschäft, vom Autor über Verleger und Händler zum Leser, ist passé.
Als gobal wichtigster Treff will die Buchmesse, organisiert vom Dachverband der deutschen Buchbranche, den unaufhaltsamen digitalen Wandel vorantreiben. Es bleibt der Messe auch keine Wahl, wenn sie nicht über kurz oder lang überflüssig werden will. (…)

Quelle: Thomas Maier, dpa, in: Offenbach Post, 12.10.2011 (Auszug)


4.
Ausgehtipp: Frankfurter Buchmesse


Noch ein unverplantes Wochenende in den Herbstferien? Lust, ein paar alte und neue Freunde zu treffen? Dann solltet ihr euch unbedingt die Frankfurter Buchmesse auf dem Messegelände vormerken! Von Samstag, 15. bis Sonntag, 16. Oktober, ist die Buchmesse für Privatpersonen (…) geöffnet. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. Denn es geht längst nicht um staubige Bücher: Vorgestellt werden auch Comics, Manga, Filme und futuristische digitale Bücher, eBooks. (…)

Quelle: Tamara Rosskopf, in: Offenbach Post, Junge OP-tik, 12.10.2011 (Auszug)

Dienstag, 18. Oktober 2011

Dummbatz.

GEHEIM. (14)

Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Donnerstag, 22. September 2011 15:30
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. BRANDHEISSE SPUR!!!!!

Cheffe,
also ehrlich: wolle Sie mich veräppeln? Ich hab die ganz Nacht rumgesörft un nur lauter Unfug gefunne! Und dann aach noch rumgefracht: Internationale Standards? Die hawwe sich kaputt gelacht! Verrate Sie mir, welcher Dummbatz Ihne des uffs Ohr erzählt hat?
Awwer noch emol zu dene Fotos: Ich kann mir werklich net vorstelle, dass Sie da umfassend informiert sind! Ich kanns kaum erwarte, bis mein Informant wieder erreichbar is! Ich glaab, ich werd Sie da noch überrasche könne!
Mit viele Grüße
Ihne Ihrn q7

Von: Chronist
Gesendet: Donnerstag, 22. September 2011 16:45
An: Ex-Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Neuer Auftrag

Verdammt noch mal! Was hier Unfug ist oder nicht, haben Sie nicht zu entscheiden! Schicken Sie mir umgehend Ihre Rechercheergebnisse!!!

Möglichkeit der Fortsetzung.

GEHEIM. (13)

Von: Chronist
Gesendet: Mittwoch, 21. September 2011 11:03
An: Ex-Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Neuer Auftrag

Guten Tag!
Da es Sie offenbar drängt, weitere Recherchen in o.g. Sache zu tätigen, bitte ich um die Feststellung der Bedeutung folgender Kürzel: GGR/ASG bzw. WF/HF.
Sollten Sie diese Aufgabe zu meiner Zufriedenheit lösen, würde ich die Möglichkeit einer Fortsetzung unserer Zusammenarbeit prüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Der Chronist.

PS: EILT!


Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Donnerstag, 22. September 2011 11:23
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. BRANDHEISSE SPUR!!!!!

Cheffe,
des mach ich doch gern und ganz pronto!!! Sie können sich drauf verlassen! Awwer vielleicht könnte Sie mir noch verrate, in welchem Zusammenhang die Kürzel stehe? Des könnt hilfreich sein.
Ihne Ihrn q7

PS: Mit dene Fotos bleib ich dran – mein Informant is leider krank, awwer wenn sie dann wieder im Dienst is, probier ich`s gleich, mehr rauszukriege.


Von: Chronist
Gesendet: Mittwoch, 21. September 2011 13:27
An: Ex-Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Neuer Auftrag

Guten Tag!
Bei den zur Überprüfung stehenden Kürzeln handelt es sich um internationale Standards zur Kennzeichnung von Quellenmaterial, und es befremdet mich, dass Ihnen das offenbar nicht bekannt ist! Was die von Ihnen angesprochenen Fotos angeht, so benötige ich dazu keinerlei weitere Informationen, da die Sache bereits vollständig geklärt ist!
Ich bitte nochmals um schnellstmögliche Erledigung Ihres Auftrags!
Mit freundlichen Grüßen
Der Chronist.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Messegespräche (2). Bücher und Druckwerke.

Samstag, 15. Oktober, abends.
Der Verleger. Tagebucheintrag. (9)


Seit Jahr und Tag gehört es zu Bertis und meinen Gewohnheiten, am Samstag über die Buchmesse zu bummeln. Mindestens drei Bier-Abende bereiten wir uns auf diesen Tag vor, denn es gibt jede Menge zu erzählen, will heißen: Berti erklärt mir, welche Bücher wir uns anschauen sollten, welche Verlage wir besuchen müssten, und ich höre zu und freue mich, Berti glücklich zu sehen. Auch dieses Jahr war das nicht anders, wir waren gespannt auf das, was es zu entdecken gäbe, auf das Unverhoffte, Zufällige, und am Freitagabend gestand ich, dass ich einen Teil des Tages schon verplant und mit einem angehenden Autor einen Termin abgemacht hätte. Berti war erstaunt, aber neugierig. Das war ich allerdings auch.
Der Höhepunkt und Abschluss, das stand fest, würde wie in den vergangenen Jahren der Besuch der Antiquariatsmesse sein, jener exklusive Bereich, in dem die alten Bücher Geschichten und Geschichte erzählen, eindringlich unaufdringlich. Sie flüstern hinter Glas und aus Holzregalen, und obwohl es ja nicht möglich ist, meine ich ihren Atem zu riechen, diese sentimental machende Mischung aus Muff und vergilbtem Papier, die einem entgegenströmt, wenn man ein sehr altes Buch aufschlägt. Es war, als legte jemand einen Schalter um, und plötzlich ist man in einer anderen Zeit gelandet, so ähnlich, wie es mir immer geht, wenn ich, was leider nur noch selten vorkommt, dieses unnachahmliche Potpourri aus Leder, Kleber und Schuhcreme rieche, das mich an den alten Schuster erinnert, der früher hier im Viertel seine Werkstatt hatte, mit all diesen geheimnisvollen Werkzeugen darin und deckenhohen Regalen voller verstaubter Treter, die aussahen, als stünden sie schon Jahrzehnte dort. Aber dieses Jahr war alles anders.

Die erste Enttäuschung bereitete uns Herr Hundekötter. Man soll ja keine Vorurteile haben, aber er sah nicht nur genau so aus, wie man sich einen Menschen mit diesem Namen vorstellt, der zu allem Unglück auch noch Versicherungsvertreter ist, wie er uns wortreich erklärte, sondern er redete auch so. Zum Glück hatte er wenigstens genügend Anstand, uns keine seiner vorzugsweise vertriebenen Policen gegen Erdbeben und Glasbruch aufzuschwätzen.

Ich hatte gedacht, wir tränken irgendwo gemütlich einen Kaffee, gingen dann vielleicht zusammen zu einer Veranstaltung ins Lesezelt. Aber Zuhören war nicht Herrn Hundekötters Thema. Ein Buchhändler und ein Verleger! Ich hatte das Gefühl, der glaubte, mit uns im Lotto gewonnen zu haben. Er hörte nicht auf zu berichten und zu klagen, über seinen wunderbaren Roman, über sein aufopferungsvolles jahrelanges Schreiben und sein verzweifeltes Bemühen, als Autor Fuß zu fassen, über all die ignoranten Verlage, die sein Talent und sein epochales Werk verkannten, und die nicht minder ignoranten Buchhändler, die sich weigerten, sein Erstlingswerk ins Regal zu stellen, ein schmaler, lieblos editierter Gedichtband, den er stolz aus seiner Aktentasche zog, bei dem – ein Anlesen genügte – der Inhalt der Aufmachung entsprach. Begeistert sei sein Verlag gewesen, nachgerade hingerissen von dieser sprachlichen Urgewalt! Und immer noch werde das Werk neu aufgelegt, obwohl es schon Jahre alt sei. Und das auch noch zum Schnäppchenpreis! Leider, leider, sei es ihm nicht möglich, seinen großen Roman ebenfalls in diesem wunderbaren Verlag zu verlegen, weil es finanziell für ihn nicht leistbar sei. Ich wagte den Einwand, dass es nach meiner Auffassung Aufgabe eines Verlegers sei, Bücher nicht nur zu publizieren, sondern auch zu finanzieren. Herr Hundekötter widersprach vehement, und außerdem: Behauptete ich nicht auch, Verleger zu sein? Dabei hätte ich nicht mal ein einziges Buch im Programm, aber er könne sich eine Zusammenarbeit wirklich wunderbar vorstellen und käme mir auch gern mit dem Preis entgegen. Ich sah ein, dass es besser war, das Thema zu beenden.

Und Berti? Machte gute Miene zum geschwätzigen Spiel, nippte an seinem Kaffee, nickte ab und zu und sagte hm. Nach zwei Milchkaffee, einem Espresso und einer guten Stunde Vortrag über die Saga derer von Hundekötter, angefangen im Mittelalter bis kurz vor der Jahrtausendwende, verlor er dann doch ein bisschen die Geduld. Er schaute Herrn H. mit dem typischen Berti-Blick an und fragte freundlich: „Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?“ Kurze Pause. Nicken. „Wann haben Sie zuletzt ein Buch gelesen, Herr Hundekötter?“

Ich erwartete eine ausschweifende Rechtfertigung, aber Berti schaffte es mal wieder: Der Herr Autor setzte an, etwas zu sagen, überlegte es sich anders, grummelte irgendwas von keine Zeit mehr, und wichtige Termine, trank den kalten Kaffee aus, nahm sein Manuskriptpaket in Empfang, und weg war er.
„Du hättest die Frage eine Stunde früher stellen sollen“, sagte ich.
Berti lächelte. „Ich glaube, früher hätte sie nicht gewirkt.“

Froh, nicht mehr reden zu müssen, schlenderten wir durch die Hallen, vorbei an blutigem Gemetzel und zähnefletschenden Vampiren, wir passierten Galerien historischer Frauenporträts ohne Porträt und Sonnenuntergänge mit Wegen und Wasser und Wehmut von Down Under bis Cornwall; es gab jede Menge kitschiges Alpenaccessoire und Dorfambiente neben nicht minder häufigem grusligem Grausen; sogar die Blutflecken aus Bertis Laden sah ich wieder, und drei Gänge weiter auch die umgestürzten Histo-Schmonzetten, eine ganze Wand in Rosa-Lila. Und natürlich die Unentrinnbare! Ich glaube, es gibt dieser Tage nur einen Ort in ganz Deutschland, der Roche-frei ist: Bertis Buchladen. Natürlich hab ich ihn gefragt, warum er die Schmonzetten verkauft und die Schoßgebete nicht, und er? Guckt mich mit der strengen Variante seines Buchhändlerblickes an und sagt: „Es gibt gute und schlechte Bücher, und es gibt Druckwerke, die wie Bücher aussehen. Letztere sollte man nicht dadurch adeln, dass man über sie spricht.“

Dass er dann doch noch einen Satz anhängte, zeigte mir, dass ihm dieses Druckwerk mehr auf die Nieren schlug, als er zugab: „Ich überlege, ob ich darüber lachen oder weinen soll, wie leicht es PR-Strategen heutzutage haben, nicht nur die Vertreter unserer sogenannten und vorgeblich freien Leitmedien, sondern auch noch das Feuilleton vor ihre durchsichtigen Werbewägelchen zu spannen.“
Nun ja, ich geb`s zu: Ich war neugierig und habe mir bei amazon die Leseprobe runtergeladen. Was soll ich sagen? Es ist schon eine geniale Idee, sich die Therapiestunden über den Buchhandel finanzieren zu lassen. Lust aufs Weiterlesen habe ich jedenfalls nicht bekommen. Und überhaupt: Waren die Bücher im vergangenen Jahr auch so aufdringlich bunt? So austauschbar in Titel und Texten? Alles um uns herum schien zu schreien: Verstörend! Berührend! Hochspannend! Tiefgründig! Der absolute Lesegenuss! Der super Thriller! Ich stellte mir vor, dass am Abend vor der Messe-Eröffnung eine ganze Kompanie unter Ads Führung Dutzende gläserne Wägelchen mit Slogans und Säcken voller Ausrufezeichen beladen hatte, durch alle Hallen gezogen und den Inhalt ziel- und planlos auf Wände, Plakate und Ankündigungstafeln geworfen hatte. Und zwischen all diesem Wörter-Gewusel gab es Kochbuchköche, die ihre Leser live becookten, und spirituelle Teebuchautoren zeremonierten spirituelle Tee-Zeremonien, und wir querten Super-Locations und Mega-Events und ein Zentrum für Story Drive und Cross-Media und Hot-Spots und, ach, Content fanden wir auch, verschämterweise nur auf Englisch.

Aber hatte es all das im vergangenen Jahr nicht auch schon irgendwie gegeben? Warum fiel es uns ausgerechnet dieses Mal so übel auf? Weil die Bücher nicht mehr nur mit Farben brüllten, sondern auch noch anfingen zu flattern, zu flimmern und zu knattern? Books and Games, Brot und Spiele. Digital ist überall. Berti blieb irgendwann stehen, schaute sich um, breitete die Arme aus, und sagte: „Gibt es ein besseres Argument für die Abschaffung des Gedruckten als das hier?“
Zwei Damen lächelten und nickten, und wir verließen den Marktplatz der Schreier, folgten weniger frequentierten Gängen, studierten Bücher von Verlagen, an deren Stand nicht mal Platz für einen Tisch mit Kaffeetassen und Keksen blieb. Wir trafen Bücherleute, weniger als im vergangenen Jahr, ein kleiner Verlag, zu dem Berti unbedingt wollte, hatte kurzfristig abgesagt, die Koje war leer. Ein trostloser Anblick.

Am frühen Nachmittag verließen wir die Hallen, Neugier zog uns ins Lesezelt. Stimmen. Ein Titel wird angesagt. Es legte sich der Schalter um. Irgendwas mit Fragezeichen. Die drei ???.
Berti streckte mir die Hand hin: „Ich möchte nicht dein Lehrer sein. Und damit auch gar nicht erst der Verdacht aufkommt, sagst du am besten ab sofort Berti zu mir.“
Wir lachten los und ernteten empörte Blicke. Zurecht. Wir alten Deppen! Es war himmlisch.

Danach besuchten wir den Pavillon des diesjährigen Buchmesse-Gastlandes Island. Hier war keine Sonne, aber sie ging auf! Regale voller alter und neuer Bücher, Tische voller neuer und alter Bücher; gemütliche Lese-Nischen, Sofas, die zum Lümmeln und Lesen einluden; Mobiliar, dem man den Gebrauch ansah, Leinwände, von denen Filme über Bibliotheken flimmerten, Fotografien an den Wänden und Videos über und von Lesenden; Lesende und Leser: allüberall! Das war keine Präsentationshalle, das war ein Wohnzimmer, in dem sich Bertis Ohrensessel prima gemacht hätte, eine wunderbare große Lese-Stube aus einem wundersamen kleinen Land, in dem die Leute noch Bücher liebten, und das Lesen. Ich bekam unbändige Lust, ein Buch aus einem Regal zu nehmen, ob alt, ob neu, es spielte keine Rolle. Pure Freude, sich damit zwischen anderen niederzulassen, zu blättern, zu schauen, zu zeigen, zu reden, zu schmökern: nach all dem Gewese da draußen hier drinnen für ein Weilchen mit einem Buch glücklich zu sein. Wir mussten uns zwingen, wieder hinauszugehen, aber letztlich taten wir es gern: Es wartete ja noch der Höhepunkt!

Im vergangenen Jahr waren die alten Bücher in einem großen Zelt untergebracht; ein reizvoller Kontrast. Die 7. Frankfurter Antiquariatsmesse fand im Open Space Pavillon des Automobilherstellers Audi statt. Es war, als hätte man Monet und Rembrandt in Beuys´ Fettecke gehängt.
„Lass uns heimfahren“, sagte Berti.

Samstag, 15. Oktober 2011

Messegespräche (1). Olivenöl Extra.

Samstag, 15. Oktober, abends.
Die Autorin. Meine kleine Gedichtesammlung. (4)


Jedes Jahr das gleiche Spiel: Eigentlich habe ich keine Lust, mich in dieses Messegetümmel zu stürzen, all die Büchermassen zu sehen, das frustriert mich jedes Mal aufs Neue, weil ich mir vorstelle, wie viele Leser es bräuchte, dass sie alle gekauft, gelesen, gewürdigt würden, und dazu kommt die Furcht, dass ich darin verschwinden könnte mit meinen Werken, dass ich unterginge in diesem gigantischen Bücher-Mehr, das sich speist aus einem endlosen Strom gedruckter Wörter, die neuerdings auch noch in allen möglichen Formen digital verwurstet werden. Allerdings bin ich in dieser Hinsicht hoffnungslos altmodisch: Das wunderbare Gefühl, in einem Buch zu blättern, es zu tasten, zu riechen, kann mir der hippste eReader nicht ersetzen. Das Problem ist: meinen Kindern schon. Bücher lesen ist dem Jungvolk von heute zu anstrengend. Und ich befürchte, das ist erst der Anfang. Meine Enkel werden meine sorgsam aufgebaute, geliebte Bibliothek dereinst womöglich zur Dämmung zwischen den Dachsparren einsetzen. Und ich degeneriere zur dementen Omi, die weiterhin stur mit der Kutsche reist in Zeiten von Flugzeug und ICE.

Sei`s drum. Ich war ja nur sekundär als Leserin auf der Messe, und primär: als gefragte Produzentin von angesagtem Content; auf Altdeutsch: Die erfolgreiche Autorin beehrt sich! Lächelt. Schreibt Fans geduldig die immer gleichen Sprüche in die Bücher, lächelt noch mehr, freut sich über Lob und ehrfurchtsvolle Blicke, über Lesegetreue seit Band eins, über Bücherwürmer, die ihre vergilbten HC-Ausgaben aus der Tüte kramen und mit leuchtenden Augen fragen: "Könnten Sie bitte Für Annika, eine begeisterte Leserin, dazuschreiben? Mit doppel-N, bitte?"

Und für Eva und Alex und Silvia und Cornelia und Susanne … die Star-Autorin macht das natürlich gern, sie fühlt sich gehuldigt, kurz vor der Verleihung des Messestand-Nobelpreises sozusagen. Das geht runter wie ein Löffelchen Natives Olivenöl Extra! Und Kaffee gibt’s, und O-Saft und statt Mittagessen wegen der vielen Termine einen Apfel und wie immer viel zu viel Konferenzgebäck.
Meine Lektorin strahlt, die Reporter schreiben brav auf, was ich sage, und die Fotografen fotografieren mich, vor, ach: diese Bücherwand! Vergessen ist die schlechte Laune ob der Farbkomposition und des einfallslosen Titels! Vergessen, dass ich kein Lila mag und Rosa seit Kindheitstagen hasse; diesem geschätzten zwei auf drei Meter Höhemalbreite-Argument kann man sich nicht entziehen! Die Leute bleiben stehen und staunen, murmeln, schauen zu mir, murmeln wieder, gehen andächtig weiter. Womöglich haben die Marketingfuzzis doch recht, ein bisschen zumindest, sei`s drum: ES IST BEEINDRUCKEND! MEINE Bücher! Annabelle Chanson schwebt durch die Hallen, wird erkannt, grüßt, schüttelt Hände, lächelt, lacht, signiert auf dem Gang, lächelt mehr, macht Smalltalk, VIP für Messe-Gänger, drei Minuten, weiter geht`s.

Geplant zufälliges Vorbeischlendern am Kitty-Stand: Jetzt hüpft das Herz von A. C. Dacon, auch hier erheben sich die richtigen Bücherberge über der anderen Bücherseen: Gleich drei Kitty-Morde werden präsentiert, wenn auch insgesamt zwei Nummern kleiner als bei Annabelle Chanson. A.C. Dacon gönnt es der Kollegin, und das Öl flutscht nur so. Zurück am Stand, Info von der noch immer strahlenden Lektorin: Es sind weitere Lizenzen der Leidenschaften verkauft. Niederlande, Belgien, Japan auch. Und Gespräche mit den USA laufen. MIT DEN USA!!! Eine Mitarbeiterin, seufzend: „Ihr neuer Roman steht auf der Hitliste der geklauten Werke ganz oben.“
Wenn das nicht Flügel verleiht?

Freitag, 14. Oktober 2011

Nicht wirklich begeistert.

14. Oktober 2011.
Der Chronist. Medienauswertung. (3)



Unaufhaltbar

Macht es in E-Book-Zeiten noch Spaß, Verleger zu sein? Auch wenn Vertrautes verschwindet: Für die Neugierigen dieser Welt arbeitet man gern, meint Rainer Weiss von weissbooks in Frankfurt am Main.

Es war einmal: Ich sitze an einem Swimmingpool in Südfrankreich, um den herum deutsche Urlauber in ihren Liegestühlen liegen. Alle lesen: Die Männer "Auto Motor und Sport", das "ADAC Reisemagazin" oder "Focus", die Frauen – alle! – Bücher. Es war schön, um den Pool zu gehen und ein Auge auf Umschläge zu werfen; man erkannte sogleich, welche Verlage die richtigen Urlaubstitel auf dem Markt hatten, und ich freute mich, wenn ein Buch "meines" Verlags dabei war. Es war einmal.

Das gleiche Szenario heute: Trotz Sonnenlicht und Gegenwind sitzen drei Menschen – nun auch mal ein Mann – um den Pool und blicken konzentriert in einen Reader. Es scheinen andere Menschen zu sein als damals. Andere Gesichter. Den Gang um den Pool kann ich mir sparen, ich erkenne nicht, wer hier was liest. Und ich kann auch nicht, wie schön war das doch, die Frage stellen: Sagen Sie, was finden Sie denn so toll an Ildiko von Kürthy? Man fragt ja nicht: Was haben Sie da in Ihrem Reader vor sich? Ein Spaß weniger. Ein Verlust mehr. Vertrautes verschwindet. Eine klimatische Veränderung. Es ist etwas weniger mollig. (…) Das Vergnügen am E-Book ist heute nicht mehr aufzuhalten – immer mehr Menschen, darunter viele meiner Freunde (und Altersgenossen) fragen bei jeder Neuerscheinung mehr oder weniger reflexhaft: Ist das auch als E-Book zu haben? Weil das neue Medium etwas Besonderes hat, etwas, was jedes Neue auszeichnet: eine spezifische Verführungskraft, eine fast schon magische Anziehungskraft – für die Neugierigen dieser Welt.
Und für die Neugierigen arbeitet man gern – insofern macht es in Zeiten von E-Book Spaß, Verleger zu sein, Spaß, zu sehen, dass etliche Titel des eigenen Programms E-Books geworden sind und im Verkauf eine Kurve nach oben beschreiben. (…)

Dass ein neuer Markt immer auch ein Stück des alten Markts verdrängt, ist eine Binse, wie die Schweizer sagen. Aber so bleibt man denn auch, indem man sich vor den E-Books und -Readers nicht duckt, in der Zeit, in unserer Zeit, und es macht mir mehr Freude, die Lebenskraft eines E-Books zu beobachten als den raschen Alterungsprozess eines »normalen« Buchs, welches das (gar nicht so seltene) Pech hat, weder den Handel noch die Kritik und dann die Leser zu erreichen. Doch, es macht Spaß, auch in diesen Zeiten Verleger zu sein. Klagen habe ich nie attraktiv gefunden.

1 Kommentar/e
1.DerVerleger13.10.2011 14:21h http://www.facebook.com/Thoni.Verlag

Wirklich begeistert klingt das nicht, oder ist es die eigene Gefühlswelt, die beim Lesen durchdringt? Eine Mischung aus trauriger Erinnerung an Dinge, die einem selbst, aber offenbar immer weniger anderen (insbesondere jungen Menschen) wertvoll sind und der erwartungsfrohen Neugier, was aus neuen Dingen Bereicherndes werden kann? Der eReader und das eBook sind meiner Meinung nach nicht das Problem, sondern der Glaube, mit bunten Bildern allein und viel lautem TamTam könne man den Zauber der Fantasie erzwingen, diesen - neudeutsch ausgedrückten - Flow erreichen, den der Alltagsmensch so dringend braucht, um Kraft für all die Nichtigkeiten zu tanken, mit denen er sich überwiegend herumschlagen muss. Es ist ein Balanceakt: sich einerseits der Zukunft nicht zu versperren, andererseits aber auch zu definieren, was der Kern eigener Überzeugung ist, den ich, notfalls auch gegen die Allmacht der Jugend, zu verteidigen und in die Zukunft zu retten versuche. Vielleicht helfen die neuen Kleider? Ganz ehrlich: Ich weiß es auch nicht.

Quelle: Börsenblatt, http://www.boersenblatt.net/458836, 12.10.2011, Meinung: Verlegen (Auszug; Stand: 14.10.2011)

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Herbst.

Freitag, 30. September 2011.
Die Autorin. Meine kleine Gedichtesammlung. (3)


Wälder
Rauschen rascheln
Träume trudeln
Vergilbt vergangen
Wolken wandern
Wurzeln bannen
Wörter
Auf Papier.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ich hasse euch.

Dienstag, 27. September 2011.
Die Autorin. Meine kleine Gedichtesammlung. (2)


Ich bin eine professionelle Schriftstellerin. Ich weiß, dass meine Lektorin mir wertvolle Tipps gibt. Und dass man das, was die Vertreter sagen, ernst nehmen sollte. Und dass die Buchhändler bestimmte Vorstellungen haben. Und die Leser auch. Und dass ich, wenn ich möchte, dass viele Menschen meine Bücher lesen, natürlich nicht einfach schreiben kann, was ich möchte. Ich weiß, dass es Zwänge gibt. Sachzwänge, ökonomische Zwänge, organisatorische auch.

Ich bin eine professionelle Schriftstellerin. Ich bin in der Lage, auch innerhalb von Vorgaben eine spannende, humorvolle, gehaltvolle Geschichte zu erzählen. Ich kann kreativer sein als viele andere Leute, die beispielsweise im Büro sitzen und sich strikt an Regeln halten müssen. Die immer das machen müssen, was der Chef will. Die von montags bis freitags von halb acht bis Punkt fünf Uhr arbeiten müssen.

Ich bin eine professionelle Schriftstellerin. Ich kann meine Zeit frei einteilen. Ich arbeite auch nachts, wenn es sein muss. Und morgens und mittags, und wenn ich spazieren gehe, denke ich über meine Figuren nach. Ich bin erfolgreich. Meine Bücher werden von Hundertausenden gelesen. Ich habe es nicht nötig, täglich bei amazon reinzuklicken, um zu kontrollieren, welches Ranking meine Romane haben. Und schon gar nicht interessiert es mich, ob und welche dummdämlichen „Rezensionen“ wieder da drinstehen.

Ich bin eine professionelle ... ICH HASSE EUCH!!! ALLE!!!!

Dienstag, 11. Oktober 2011

Talentfreie Hobbyschreiberinnen.

23 von 46 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:

*** Na ja …, 26. September 2011
Von Rezensentus_Anonymus (Frankfurt)

Also, das muss ich jetzt erst mal loswerden, auch wenn ich das Buch noch nicht fertiggelesen habe! Da freut man sich monatelang auf den neuen Roman von Annabelle Chanson, und dann fängt man an zu lesen, und reibt sich die Augen! Hat das wirklich die Chanson geschrieben? Diese geniale Autorin, die es bisher meisterlich verstand, spannende Geschichten über starke Frauen zu erzählen? Diese Emilie A. ist ja sowas von naiv und doof, das tut ja schon weh! Ich möchte ihr am liebsten auf jeder Seite eins reinhauen! Warum sagt sie ihrem Macho-Ehegatten nicht mal, was Sache ist? Also, ich bin schon enttäuscht, und gebe erst mal drei Punkte, weil ich noch Hoffnung hab, dass es besser wird. Immerhin hab ich ja noch dreihundert Seiten vor mir. Ich melde mich wieder, wenn ich durch bin.

Kommentare (24)

LeseLupe3 meint:
Ich hatte schon nach dem letzten Roman den Verdacht, dass sich die Autorin anfängt zu wiederholen. Wobei die Zeichnung der Charaktere durchaus von Band zu Band gewonnen hat, aber die Stories sind so was von unglaubhaft, dass es einem die Zehennägel hochbiegt. Ich hatte diesen Roman auch länger als gewöhnlich auf dem SUB, bis ich mich drangegeben habe und kann dir sagen: Das wird nicht besser. Drei Sterne ist mindestens noch einer zu viel.

SandraS meint:
@Rezensentus: Was soll das? Lies erst zu Ende, bevor du uns hier mit deinen Weisheiten zutextest!

Bücherjägerchen meint:
Tolle Rezension! Ich kann dir nur zustimmen. Habe mich über Tage durchgequält - es wird tatsächlich nicht besser. Bin masslos enttäuscht!!!!! Ich hoffe nur, dass bald der nächste Band kommt und die Chanson sich wieder mehr Mühe gibt!!!!!!!

LeserinMT meint:
Na ja, was erwartet Ihr? Die ganze Reihe ist doch nicht mehr als ein gebundenes 500-seitiges Groschenheft. Mit dem Unterschied, dass sich Groschenhefte flüssiger lesen.

Mondvögelchen meint:
Was ist denn, bitteschön, ein SUB?

LeseTeufel meint:
Das, was du niemals haben wirst, da dich offenbar bereits ein Buch hoffnungslos überfordert.

Mondvögelchen meint:
(Die meisten Kunden meinen, dass dieser Beitrag nicht zur Diskussion gehört. Beitrag dennoch anzeigen.)

Lesefee meint:
Liebes Mondvögelchen, lass dich nicht von so einem wie dem LeseTeufel ärgern! Der macht überall nur Stunk. SUB heißt: Stapel ungelesener Bücher :)

Mondvögelchen meint:
Danke, Lesefee! Also, mir hat das Buch jedenfalls gut gefallen. Man ist schnell durch und kann mit der Emilie so richtig mitfühlen. Und dass die Männer ein Problem mit starken Frauen haben, das ist ja doch auch heute noch so. Also ist das doch auch ein Buch, wo man auch heute noch mitfühlen kann. Auch wenn die Emilie in einer ganz anderen Zeit gelebt hat und damals sicher alles viel strenger war und so.

LeseTeufel meint:
Ich fange an zu begreifen, warum es talentfreie Hobbyschreiberinnen mit ihren Machwerken regelmäßig auf die Bestsellerlisten schaffen.

Mondvögelchen meint:
Also, ich finde, wir sollten hier eine konstruktive Diskussion führen und nicht den anderen einfach runterputzen. Ich fand die Rezession zwar nicht so gut, akzeptiere aber trotzdem, dass es verschiedene Sichtweisen zu einem Buch geben kann.

LeseTeufel meint:
Ja, die Rezession fand ich auch nicht so gut. Der Wert meines Aktienpakets ist um ein gutes Drittel gefallen.

Lesefee meint:
@Leseteufel: Sich an einem Tippfehler hochzuziehen und andere Leute fertigzumachen, ist auch nicht die feine Art.

Hascherl333 meint:
Findet ihr nicht auch, dass es hier offenbar Sittenwächter gibt, die alle Kommentare und Rezensionen abklicken, die ihnen nicht genehm sind?

LeseTeufel meint:
(Die meisten Kunden meinen, dass dieser Beitrag nicht zur Diskussion gehört. Beitrag dennoch anzeigen.)

Euralia7 meint:
Mir gefällt das Buch auch nicht so besonders. Allerdings lese ich normalerweise auch keine historischen Romane. Ich finde, die sind alle nach demselben Muster gestrickt und total vorhersehbar. Dann lieber einen guten Krimi!

Mondvögelchen meint:
Hast du einen Favoriten?

Euralia7 meint:
Ich liebe die Kitty-Romane von A.C. Dacon. Ist übrigens auch gerade ein neuer rausgekommen (den ich allerdings noch nicht gelesen habe). Diese Kitty ist echt ne super Frau. Ich sag dir: MEGASPANNEND. Und ein bisschen Liebesgeschichte ist auch drin. Also, alles was frau so braucht für einen gemütlichen Leseabend vorm Kamin.

LeseTeufel meint:
(Die meisten Kunden meinen, dass dieser Beitrag nicht zur Diskussion gehört. Beitrag dennoch anzeigen.)

SandraS meint:
@Euralia7: Warum liest du Bücher, von denen du von vornherein weißt, dass sie dir sowieso nicht gefallen?

Euralia7 meint:
Zum Glück hab ich es geschenkt bekommen. Ich hätte mich wirklich geärgert, wenn ich dafür Geld ausgegeben hätte.

Rezensentus_Anonymus meint:
@SandraS: Niemand zwingt dich, meine Rezensionen zu lesen, oder?
@Euralia7: Eigentlich steh ich eher auf historische Romane. Aber du hast mich echt neugierig gemacht. Muss man die Reihenfolge einhalten oder ist es egal, mit welchem Band man anfängt?

Euralia7 meint:
Da auch Kittys Privatleben eine Rolle spielt, ist es natürlich interessant, von Band zu Band mitzuverfolgen, wie sich das alles so entwickelt. Absolut nötig ist es aber nicht, so dass du im Prinzip mit jedem Band anfangen kannst.

Rezensentus_Anonymus meint:
Supi! Hab mir eben Tod auf dem Dach und Tod im Flur bestellt und bin echt gespannt.

Montag, 10. Oktober 2011

Lesbisch geht gar nicht.

Dienstag, 27. September 2011, vormittags.
Die Autorin. Verlagsgespräche. (2)


Smoke on the water …

Annabelle Chanson: Ja?

Lektorin: Ich habe gerade Ihr Exposé für die neue Krimiserie gelesen. Also, das Setting finde ich sehr gelungen. Nur über die Figuren müssten wir noch mal reden.

AC: Warum?

Lektorin: Nun, es soll ja schon ein Gegenentwurf zu den Kitty-Krimis werden.

AC: Ja eben! Statt der toughen jungen gutaussehenden Superermittlerin eine nachdenkliche, ältere berufserfahrene Kriminalistin … Wenn das nicht Gegenentwurf in Reinkultur ist?

Lektorin: Bitte, Anne! Sie sind lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die Leser bestimmte Erwartungshaltungen haben.

AC: Die da wären?

Lektorin: Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich persönlich finde die Figur der Ermittlerin wirklich originell, aber ich muss doch auch das Ganze im Augen behalten.

AC: Das da wäre die nächste Vertreterkonferenz.

Lektorin: Ich sehe, Sie verstehen. Und es ist ja auch so: Die Vertreter, das sind nun mal die Leute aus der Praxis, diejenigen, die wissen, was die Sortimenter wünschen. Und schließlich wollen Sie doch Ihre Bücher verkaufen. Und ganz ehrlich: Eine schwule Kommissarin, noch dazu eine, die sich schon geoutet hat …

AC: Lesbisch.

Lektorin: Was?

AC: Bei Frauen heißt das lesbisch.

Lektorin: Ja, also, das geht gar nicht. Zumindest nicht als Hauptfigur. Aber wenn Sie so an dieser Idee hängen, ich hätte vielleicht eine Idee.

AC: Die da wäre?

Lektorin: Entweder will sich die Leserin mit der Hauptfigur identifizieren – oder sie sucht in ihr ihren Traumprinzen. Ich sehe vor meinem inneren Auge einen feinsinnigen, kulturellen Dingen aufgeschlossenen Kommissar, gutaussehend, exzellente Manieren, mittleres Alter …

AC: Den hat Donna Leon bereits erfunden, oder?

Lektorin (lacht): Ich war ja noch nicht fertig! Also, dieser Kommissar, der Frauenschwarm des gesamten Kommissariats …

AC: Bei der allgemeinen Frauenquote im Bereich Tötungsdelikte wird`s da nicht viel Geschwärme geben.

Lektorin (leicht ungeduldig): Glauben Sie im Ernst, der Frauenanteil bei der Mordkommission interessiert auch nur eine Leserin? Dieser smarte Kommissar und feingeistige Frauenschwarm hat also ein Geheimnis: Er führt eine scheinbar glückliche Ehe, ist aber tatsächlich homosexuell. Da stecken so viele Konflikte drin, dass es für mindestens ein Dutzend Fälle reicht. Und gleichzeitig wäre ihre Intention, die Problematik der Homosexualität einzubringen …

AC: Meine Intention war es, eine spannende Geschichte zu erzählen, mit einer Frau als Protagonistin, die …

Lektorin: Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche, aber ich war noch nicht zu Ende: Eine Frau als Protagonistin brauchen wir natürlich auch! Sozusagen als Gegengewicht und Ausgleich.

AC: Ausgleich wofür?

Lektorin: Nun, bei der richtigen Ausgestaltung des Kommissars wird sich die Leserin sicherlich ein bisschen in ihn verlieben, sie wird mit ihm mitleiden, mitfiebern, mitfühlen, aber weil sie ja um die Hintergründe weiß, ist ihr gleichzeitig klar, dass er für sie unerreichbar ist. Also ist der Prinz nicht wirklich vorhanden, und deshalb braucht sie zusätzlich eine Heldin, mit der sie sich identifizieren kann. Und diese Heldin darf durchaus Macken haben oder schräg drauf sein, auf keinen Fall aber in wesentlichen Punkten „anders“ ticken als die Leserin.

AC: Ich wollte einen Roman schreiben, keinen Wie-finde-ich-den-Traumprinzen-Ratgeber.

Lektorin: Ich bin sicher, mit dieser Figurenkonstellation sind wir auf der sicheren Seite. Und wenn Sie vielleicht noch ein wenig Humor einbauen könnten – das wäre sozusagen das Sahnehäubchen.

AC (sarkastisch): Dann sollte ich die Geschichte vielleicht besser von der Rhön in den Odenwald verlegen. Da ist es nicht so kalt. Wärme befördert ja bekanntlich die gute Laune.

Lektorin (lacht)

AC: Ich fasse zusammen: Ein feingeistig schwuler Kommissar und eine toughe Superkommissarin mit winzigen Macken klären humorvoll grauenhafte Morde in einem sonnenbeschienenen Provinzkaff im Odenwald auf.

Lektorin (lacht): So ungefähr. Kann ich noch diese Woche mit dem neuen Exposé rechnen?

AC: Aber sicher doch! Und die ersten Kapitel am Samstag auf der Messe.

Lektorin: Hervorragend! Wie ich schon sagte: Ich bin überzeugt, mit der Story sind wir auf der richtigen Spur.

Samstag, 8. Oktober 2011

Treffpunkt Messe.

Montag, 3. Oktober 2011.
Der Verleger. Tagebucheintrag. (8)


Ich habe mich entschieden, den Paketinhalt persönlich zurückzugeben. Warum? Ich habe keine Ahnung. Der Brief, der dem Paket beilag, kann jedenfalls nicht der Grund gewesen sein.

Werter lieber Herr Verleger,
haben Sie vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen. Ich freue mich, dass Sie die Leseprobe originell finden. Und dass Sie an Stil und Inhalt nichts zu bemängeln haben, hat mich noch viel mehr gefreut. Ich habe meiner Freundin Almut gleich einen Brief geschrieben, denn sie hat gemeint, dass Teil 1 doch die eine oder andere Länge habe. Was natürlich ihre Gesamtbewertung keineswegs geschmälert hat. Trotzdem: von einem Experten zu hören bekommen, dass das Werk nur deshalb zurückgeschickt wird, weil es nicht in die engen Grenzen der Verlagsplanung passt, ist ja fast so schön wie eine Zusage. Ich entnehme Ihren Zeilen, dass Sie dennoch durchaus bereit wären, auch die anderen Teile zu lesen und erlaube mir, Ihnen in der Anlage Teil 2-5 zu senden. Leider habe ich keine passende Verpackung für die Gesamtausgabe, aber Sie können sich ja melden, wenn Sie durch sind. Ich schicke dann gern den Rest.


Mit hochachtenden Grüßen und in gespanntem Warten auf Ihre Antwort!
Ihr Henning Hundekötter


PS: Ich werde Freitag und Samstag auf der Buchmesse in Frankfurt sein. Haben Sie einen Stand dort? Vielleicht könnten wir einen Termin ausmachen? In einem Vieraugengespräch könnte ich Ihnen die Grundintention meines Romans ausführlich darlegen. Vielleicht lassen Sie sich ja doch noch überzeugen?

PPS: Falls es finanzielle Gründe sind, die Sie schrecken, so wäre es auch möglich, dass ich einen Teil der Druckkosten übernehme. Aber darüber müssten wir dann im Detail noch mal auf der Messe reden.


Ad würde wahrscheinlich im Fünfeck springen, wenn er meine Antwort in die Finger bekäme.


Sehr geehrter Herr Hundekötter,
ich kann es nur noch einmal wiederholen: Mein Verlag verlegt keine Bücher, und daher kann ich Ihr Manuskript, ganz gleich, wie gut oder schlecht ich es finde, nicht weiter prüfen. Aber da ich zufällig samstags mit einem Freund zusammen auf der Messe bin, könnten wir ja mal einen Kaffee trinken. Ich schlage vor: Treffpunkt Eingang am Lesezelt, 10.30 Uhr.


Mit freundlichen Grüßen
Ihr Verleger


Ab und an kommt mir der Gedanke, dass das mit dem Thoni-Verlag womöglich eine ziemlich bescheuerte Idee war.

Freitag, 7. Oktober 2011

International übliche Standards.

Geheim. (12)

Von: q1 (mailto: fox-at-fire321ich.de)
Gesendet: Mittwoch, 21. September 2011 10:28
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni Überprüfung von Bildmaterial/Weitere Informationen/Künftige Verfahrensweise
Anlagen: 15 Dokumente

1. Eingestelltes Bildmaterial von DerVERLEGER auf Facebook/Rechercheergebnis
Bei den eingestellten Fotos im Social Net FACEBOOK
a) Derry Verleger (Profil)
b) Thoni-Verlag (Seite)
handelt es sich um Bildmaterial aus Bildstocks, die gegen Zahlung einer geringen Lizenzgebühr (fotolia) oder honorarfrei (pixelio) heruntergeladen und online oder offline (für Printmedien) von jedermann verwendet werden dürfen. Sämtliche Fotografien sind von D.V. ordnungsgemäß mit den entsprechenden Hinweisen und © versehen. Sollten Sie noch weitere Informationen dazu wünschen, lassen Sie es mich wissen.

2. Aktuelle Informationen und Vorschlag zur weiteren Verfahrensweise in der Auswertung von Social-Media-Daten
In der Anlage sende ich Ihnen mehrere Screenshots der o.g. Facebook-Accounts sowie die Listung von Kommentaren, die D.V. oder die Person(en), die unter diesem Namen im Netz firmiert/firmieren, auf anderen Facebookseiten oder im Netz (z. B. auf Blogs oder in der Kommentarfunktion bei Online-Zeitschriften) hinterlassen hat/haben. Wie Sie anhand der Aufnahmen und meiner in den Anlagen 13-15 zusammengestellten Listungen ersehen können, nimmt diese „Internet-Kommunikation“ Ausmaße an, die kaum noch sinnvoll zu dokumentieren sind. Allerdings ist das meiste davon – gestatten Sie mir den Ausdruck – sinnloses Geschwätz ohne jegliche Relevanz. Ich schlage daher vor, ab sofort wie folgt zu verfahren:

a) Übersendung von Abstracts und/oder Listen (Aufzeichnungen von Kommunikationsverläufen pp.)
b) Kennzeichnung der Unterlagen a) mit den international üblichen Standards (GGR/ASG bzw. WF/HF)
c) Übersendung der Originale nach Bedarf.

Aufgrund der Menge der Daten sehe ich es als sinnvoll an, die Originale nach einer Frist von 30 Tagen zu löschen. Sollten Sie für die Auswertung länger brauchen, lassen Sie es mich wissen.

Ich melde mich.
q1

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Nicht witzig.

Samstag, 1. Oktober 2011.
Der Verleger. Tagebucheintrag. (7)


Mein Briefträger ist stinkesauer: Sein Fahrradpostkorb quoll täglich über vor braunen Umschlägen, und regelmäßig passte nur knapp die Hälfte in meinen klappenlosen Briefkasten, und er musste absteigen und klingeln. Nun war ich ja nur selten zu Hause, wenn er klingelte, und deshalb musste er auch noch bei der halben Nachbarschaft anläuten, von der wiederum nur die Hälfte überhaupt die Tür aufmachte Das fand er nicht besonders witzig, das habe ich gemerkt, als er mir vergangene Woche den Freitagsstapel aushändigte. Ich solle mir gefälligst ein Postfach mieten, hat er gemeint. Und Frau Friedemüller, meine Nachbarin zur Linken, die findet das schon gar nicht witzig. Allerdings muss ergänzend hinzugefügt werden, dass sie, soweit ich informiert bin, noch nie irgendetwas in ihrem Leben witzig fand. Sie unterstellt mir hundertpro, dass ich inkognito bei Beate Uhse ordere. Natürlich ist sie zu wohlerzogen, das direkt zu sagen. Aber diese Blicke! Was sollte ein verlassener Ex-Ehemann schließlich auch anderes machen in seiner trostlosen Einsamkeit? Bücher lesen vielleicht? Verlage gründen? Sich samstags mit seinem Chef rumärgern? Nicht wirklich. Und überhaupt: Ein Mann, der täglich dicke braune Umschläge kriegt: was wird da wohl anderes drin sein als Schweinkram?!
Ich kann froh sein, dass sie mich noch nicht wegen Kinderpornografie angezeigt hat. Die Meinung über Frau F. war übrigens so ziemlich das einzige, was meine Ex und ich zum Schluss noch gemeinsam hatten. Na ja: Wenn ich die Relevanz von Dingen und Leuten für mein Leben in einer Liste festhalten könnte, würde ich Frau F. zwar direkt hinter der Bedeutung von: Schatten, den Rehwild in einer Vollmondnacht im südlichen Stadtwald wirft eintragen, aber peinlich war`s mir trotzdem.

Also hab ich mit dem Briefträger ein Agreement geschlossen und bin diese Woche jeden Tag nach der Arbeit direkt zur Post, um den Teil des braunen Stapels abzuholen, den mein Briefkasten sich zu schlucken weigerte. Das war Stress pur! Vorgestern haben die seelenruhig zugeschlossen, als ich gerade am Einparken war.

Gestern hat Ad angeboten, sich ab sofort auch um die Post zu kümmern.Ich hab ihn gefragt, ob er sich im Klaren ist, was das bedeutet: Poststelle eines Verlags zu sein, der von Manuskripten überschwemmt wird, obwohl er gar keine Bücher verlegt? Und was tut Ad? Das Übliche.
Haut mir grinsend auf die Schulter. „Mach dir kein Kopp, Kumpel. Ich regel das. Schließlich bin ich die Pressestelle von deinem Verlag. Und ausgewiesener Spezialist für dicke braune Umschläge!“
Was soll ich sagen? Ich war heilfroh, das Zeug endlich loszusein.
Heute klingelte dann der Paketbote.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Brandheiße Spur - 2.

GEHEIM. (11)


Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Dienstag, 20. September 2011 20:10
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. BRANDHEISSE SPUR!!!!!

Cheffe,
hawwe Sie sich mal die Fotos aageguckt, die wo der VERLEGER bei Fäjsbock drinhatt? Mein Informantin sacht, die kennt se! Die hat se schon mal irgendwo gesehen!! Awwer net im Internet, denn die hat gar kein Compjuter. Und aach net nur eins, sacht sie, hat se gesehe, sondern mehrere uff einmol von dene in ner Zeitung oder Buch. Is schon länger her, und sie sacht mir sofort Bescheid, wenn`s ihr widder einfällt.
Bin zuversichtlich!!

Beste Grüße
Ihne Ihrn q7.



Von: Chronist
Gesendet: Dienstag, 20. September 2011 21:05
An: Topinfo1/q1 (mailto: fox-at-fire321ich.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Überprüfung von Bildmaterial


Guten Tag, q1!
Ich bitte Sie, schnellstmöglich und umfassend zu überprüfen, woher die von DerVERLEGER im Internet/Facebook eingestellten Fotografien stammen. Es eilt!

Vielen Dank und beste Grüße
Der Chronist

Montag, 3. Oktober 2011

Brandheiße Spur.

GEHEIM. (10)


Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Montag, 19. September 2011 18:15
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. BRANDHEISSE SPUR!!!!!


Cheffe,
ich kann rausfinne, wer DER VERLEGER is!!!!! Moje treff ich mein Informant. Ich meld mich!
Ihrn q7

Sonntag, 2. Oktober 2011

Aus Kulanzgründen.

GEHEIM. (9)

Von:Chronist
Gesendet: Montag, 19. September 2011 14:15
An: Ex-Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Betreff: Der Fall Thoni. Entlassung!

Guten Tag!
Ich glaube doch, dass ich mich klar und deutlich ausgedrückt habe. Ich bitte Sie daher, mir umgehend Ihre Honoraraufstellung für den laufenden Monat zu übermitteln. Ich möchte die Sache gern schnellstmöglich organisatorisch abschließen. Aus Kulanzgründen werde ich Ihnen ein anteiliges Honorar für den gesamten September zahlen.

Mit freundlichen Grüßen
Der Chronist.

Nix für ungut.

GEHEIM. (8)

Von: Quelle7 (mailto: internet-at-guck.de)
Gesendet: Montag, 19. September 2011 09:52
An: Chronist
Betreff: Der Fall Thoni. Entlassen????

Cheffe,
sorry, awwer ich war in einer ernsten Familiensache unnerwegs. Ihrn mail vom 14. - des meine Sie net ernst, gell? Ich habe eine außerordentlich heiße Spur aufgetan! Brauch nur noch e bissi, dann meld ich mich!

Nix für ungut
Ihne Ihrn q7