Samstag, 31. Dezember 2011

Resümee - Ausblick.

Samstag, 31. Dezember 2011 (abends).
Der Verleger. Tagebucheintrag. (14)


Genauso gern wie ich zwischen den Jahren arbeite, ziehe ich am letzten Tag des Jahres mein persönliches Resümee und fantasiere ein bisschen rum, was das neue Jahr wohl bringen wird. Dieses Jahr bin ich arg spät dran mit dem Resümieren; was wohl damit zu tun hat, dass Silvester so arbeitnehmerunfreundlich liegt, dass der Jahreswechsel gar nicht auffällt. Wochenende halt. Wobei ich zugebe, dass mir das an Weihnachten zupass kam. Es gibt keinen Tag im Jahr, an dem es so frustrierend ist, allein in der Bude zu hocken wie Heilig Abend. Aber ich hab`s auch diesmal geschafft … einen guten Wein, ein gutes Buch … und früh ins Bett. Erster Feiertag ist dann Erholung pur.

Wie jedes Jahr auch dieses Jahr mein persönliches Spielchen: Was fällt Dir als allererstes ein, wenn Du das Jahr Revue passieren lässt? Dieses Mal ganz klar: Meine nicht ganz im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte getätigte Entscheidung, einen Verlag ohne Bücher zu gründen! Im Rückblick: vollkommen gaga! Jetzt hab ich das Ding fast vier Monate am Backen, und nichts als … ja, was eigentlich? Ich habe keine Ahnung, was mich da geritten hat. Gut, zugegeben: Berti geht seitdem öfter mal wieder mit zu Willi, aber das hätte ich womöglich auch anders hingekriegt. Ganz ehrlich: Ich würde die ganze Sache am liebsten vergessen … wäre da nicht Ad, der an diesem Konstrukt, warum auch immer, offenbar einen Narren gefressen hat. Und dieser Rudi Ratmich oder so, der nimmermüde wird, irgendwelche Stories über das nichtexistente Lektorat und die nicht existenten Autoren samt deren nicht existenten Bücher über die nichtexistente Pressestelle des nichtexistenten Thoni-Verlags zu veröffentlichen.

Also mein erster Wunsch fürs neue Jahr: Dass dieser Alptraum endlich in die ewigen Jagdgründe eingeht. Gut, ich könnte den Laden abmelden, aber ich muss gestehen: Ich hab ihn ja gar nicht angemeldet. War geflunkert. Alles nur ausgedacht. Tja, jetzt ist es heraus: Der Verlag ohne Bücher existiert nicht! Und, Asche auf mein Haupt, ich hatte nicht mal die Idee, zumindest nicht allein … Das Ganze war das Resultat eines äußerst albernen Abends bei Willi. Ich hatte ein paar Bier zuviel und keine Lust nach Hause zu gehen. Willi war allerdings auch nicht so gut drauf. Kommt ja selten vor, aber an dem Abend hatten sich zwei gefunden. Ich hab mich dann beklagt, dass Berti nie mehr Zeit hat, weil er ständig Bücherstapel räumen muss. Und dann sagt Willi: Tja, es müsste halt einfach Verlage geben, die keine Bücher rausbringen, und dann hätte der liebe Berti keine Stapel, die er räumen muss. Und ich Depp, benebelt wie ich war, meinte begeistert, das sei ja die Lösung überhaupt, und dann haben wir noch ein paar Bier getrunken und es war ziemlich lustig, und ruck zuck war der Verlag gegründet. Und das hat der Rudi Ratmich mitgekriegt, der an einem der folgenden Abende da rumsaß und in allem eine Story wittert. Na ja, auch zugegeben: Es hat schon gebauchpinselt, drei Minuten lang wichtig zu sein.

So, jetzt ist es raus. Aber dann hatte ich alles allein am Wickel, denn Willi will davon nix mehr wissen. Sagt, dass es noch nie gut gewesen sei, im vollen Kopp Ideen zu haben und sie nüchtern nicht nur noch zu wissen, sondern auch umzusetzen. Schön dämlich und nur dadurch zu toppen, dass man das alles einem Journalisten erzählt. Vielleicht kriege ich das Ding ja im neuen Jahr irgendwie gecancelt.

Zu mehr Resümee reicht`s nicht, sonst komme ich zu spät. Also nächster Punkt: Ausblick. Ich freue mich, wenn am Montag Berti seinen Laden aufmacht … Er hat mir gesagt, dass er ein paar richtig gute Bücher aufgetan hat. Ich werde im Ohrensessel lümmeln und mal reinlesen. Falls ich rechtzeitig aus dem Büro komme! So, Schluss. Ich muss zu Willi. Werner wollte auch kommen. Würde mich wirklich freuen. Der gefällt mir gar nicht, der alte Junge! Aber vielleicht kriegen wir ja einen guten Jahreswechsel hin. In diesem Sinne: Auf ein Neues!

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