Dienstag, 20. Dezember 2011

Eine spannende Aufgabe.

Donnerstag, 15. Dezember 2011.
Bei Willi vor der Ecke. Kneipengespräche. (5)


Spätabends. Werner sitzt am gleichen Tisch wie am Vortag. Der Verleger kommt rein.

Verleger (setzt sich): Schön, dich zu sehn.

Werner (nickt, schaut zur Theke): Willi – zwei Pils!

Willi (ruft zurück): Na, das haste noch drauf wie früher!

Der Verleger und Werner grinsen. Warten, bis das Bier kommt.

Verleger: Wann habt Ihr Euch denn getrennt?

Werner: Ist schon fast zwei Jahre her.

Verleger: Bei mir dreieinhalb.

Werner: Tja, die Zeit vergeht.

Verleger: Hm.

Werner: Dein Sohn …

Verleger: Sagt zu meinem Nachfolger demonstrativ Papa und mag mich im Augenblick nicht so leiden.

Werner: Nicht schön, was?

Verleger: Das gibt sich.

Werner: Und der Job?

Verleger (grinst): Zwei Stufen auf der Karriereleiter rauf und der Chef ist der gleiche Dösbattel wie vorher.

Werner: Na, meiner ist ganz o.k.

Verleger: Aber?

Werner: Was, aber?

Verleger: Es ist nicht Anne, warum du plötzlich abends hier Bier trinkst, stimmt`s?

Werner: Anne und ich sind – wie sagt man so schön – gute Freunde geblieben.

Verleger: Beneidenswert.

Werner: Na ja, mir wär` lieber, sie würde mich einfach in Ruhe lassen.

Verleger: Hat sie …?

Werner: Gutsituiert wiederverheiratet, gehobenes Reiheneckhaus, immer noch ohne Kind. Und endlich die erfolgreiche Schriftstellerin, die sie immer werden wollte.

Verleger (grinst): Deine Anne? Tatsächlich?

Werner (nickt): Ich sag`s dir: Du würdest sie nicht wiedererkennen. Neue Frisur und zehn Kilo abgenommen. Dafür aber ganz dick im Geschäft.

Verleger (neugierig): Ach? Und in welchem Genre?

Werner (seufzt): Das willst du nicht wirklich wissen.

Verleger: Warum? Schreibt sie etwa Vampirstories?

Werner: Angefangen hat sie mit nun ja … Liebesromanen. Seit einiger Zeit meint sie, Krimis wären auch nicht schlecht.

Verleger (lacht): Lass mich raten: Du musst als Fachlektor herhalten?

Werner: Ehrlich gesagt, konnte ich mit ihrem Geschreibsel noch nie viel anfangen. Und mir wär`s wirklich mehr als recht, wenn sie mich davon verschonen würde. Aber was mache ich? Kaum sind wir geschieden, lasse ich mich breitschlagen, ihre neuesten Kreationen auf inhaltliche Mängel bezüglich Polizeiarbeit durchzusehen.

Verleger: Eine spannende Aufgabe.

Werner: Spannend? Enervierend! Endlose Diskussionen, warum es nun doch nicht so geht, wie es eigentlich richtig wäre und überhaupt. Na ja, ich geb`s zu, beim letzten Werk war ich dann nicht ganz so beflissen. Hab einfach gesagt, es sei ok und gedacht, dass das sowieso keiner merkt.

Verleger: Und jetzt hat`s doch einer gemerkt.

Werner: Offensichtlich.

Verleger: Sie schreibt aber nicht unter ihrem Namen, oder?

Werner: Nö. Musste einen Eid schwören, dass ich nichts verrate.

Verleger: Womöglich hab ich schon ein Werk von ihr gelesen, ohne es zu wissen?

Werner: Seit wann liest du Krimis?

Verleger (grinst): Wenn Berti mir einen empfiehlt.

Werner (überrascht): Der alte Buchmann hat den Laden immer noch?

Verleger: Noch, ja. (schaut zur Tür, lacht): Wenn man vom Teufel spricht!

Berti (kommt zum Tisch, schaut Werner an): Einen schönen guten Abend! Sie waren ja lange nicht mehr hier.

Werner (nickt, steht auf, gibt ihm die Hand.) Es freut mich Sie zu sehen, Herr Buchmann.

Verleger: Willi – drei Bier!

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