Mittwoch, 30. November 2011

Wirklich ungünstig. (Forts.2)

Mittwoch, 2. November 2011.
Die Autorin. Schreibgespräche. (3)


AC: Was fällt dir ein, mich einfach abzuwürgen?

Werner: Kannst du dir vorstellen, dass ich hier am Arbeiten bin?

AC (spöttisch): Es fällt mir zugegebenermaßen schwer. (lacht) Bitte, Werner! Nur drei Minuten.

Werner (aufgebracht): Herrgott noch mal! Du bist hier nicht in einer deiner vermaledeiten Märchengeschichten! Ich habe zu arbeiten!

Zehn Minuten später. AC wählt, hält das Handy ans Ohr.
Werner: Du gibst wohl nie auf, was?

AC: Mir ist das wirklich sehr wichtig, dass du über meine Storys mit einem professionellen Auge drüberschaust. Ich will mich schließlich nicht blamieren.

Werner: Wie auch? Es weiß ja keiner, dass du dahintersteckst.

AC: Trotzdem habe ich den Anspruch, authentisch zu schreiben. Und was Tote angeht, bist du nun mal der Fachmann.

Werner: Sei mir nicht böse, aber ich bin mit meiner Zeit so knapp, dass ich dich bitten muss, in Zukunft jemand anderen zu suchen, der deine Manuskripte gegenliest.

AC: Das willst du mir nicht wirklich antun?

Werner: Ich habe einfach keine Zeit, das ist alles.

AC: Hast du eine Neue?

Werner: Und wenn?

AC: Dann sag doch gleich, dass das der Grund ist!

Werner: Ist es nicht.

AC: Was dann?

Werner: Ich wiederhole: Ich habe keine Zeit.

AC: Du nimmst mich einfach nicht ernst!

Werner: Wenn du meinst.

AC: Du denkst immer noch, ich bin die gelangweilte Hausfrau, die aus Frust irgendwelche dümmlichen Geschichten erfindet, die ohnehin keiner liest.

Werner: Und? Bist du´s?

AC: Wann wirst du einsehen, dass du genauso Schuld am Scheitern unserer Ehe bist?

Werner: Das ist gerade nicht der Punkt, oder?

AC: Gib`s doch zu: Du hast ein Problem mit meinem Erfolg.

Werner: Nein. Ich mag einfach keine Kriminalromane lesen. Egal, wer sie geschrieben hat.

AC: Du missgönnst mir mein glückliches Leben!

Werner: Himmel noch mal! Wie oft soll ich es noch sagen? Ich habe keine Zeit!

AC: Na gut, dann vielleicht anders herum: Würdest du ein Buch lesen wollen, das die Arbeit der Mordkommission wirklich authentisch beschreibt?

Werner: Bitte, Anne. Was soll das?

AC: Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht so nett wärst und über einen Entwuf für eine neue Serie drüberschauen würdest. Wirklich eine ganz tolle Sache, und es dauert auch nicht so lange wie ein ganzes Manuskript.

Werner: Du kapierst es nicht, oder?

AC: Was?

Werner: Dass wir hier absaufen vor Arbeit! UND DASS ICH KEINE KRIMIS LESEN WILL! Mir reicht mein Job hier.

AC: Ach, Werner! Sei nicht so. Ich maile es dir schnell mal zu, ja? Sind wirklich nur ein paar Seiten. Stimmt deine eMail-Adresse noch?

Werner: Nein!

AC: Was bist du so gereizt? Andere würden sich geschmeichelt fühlen, wenn sie meine Manuskripte vorab lesen dürften.

Werner: Warum schickst du sie ihnen dann nicht?

AC (wütend): Du bist widerlich!

Werner: Das war der Grund, warum du dich von mir hast scheiden lassen, oder? Und falls du es mir nicht glaubst, dass wir hier vor Arbeit nicht wissen wohin, empfehle ich dir die Lektüre der Tageszeitung.

AC: Werner, ich meinte doch nur …

Werner: Ich wünsch dir noch einen schönen Tag. Tschüss.

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