Samstag, 26. November 2011

Nicht in Ordnung.

18. November 2011.
Der Chronist. Medienauswertung (5)


Deutscher Buchpreis ohne Genazino

Der Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino findet das Auswahlverfahren zum Deutschen Buchpreis "nicht in Ordnung". In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" kündigte Genazino an, an dem Wettbewerb nicht mehr teilnehmen zu wollen.
"Das ist das letzte Mal, dass ich zulassen werde, dass ein Buch von mir für den Wettbewerb aufgestellt wird", sagte Genazino der Zeitung. Das ganze Verfahren sei "in gewisser Weise ein Missbrauch der Autoren und ihrer Bücher". Der Autor kritisierte die "künstliche Spannung", die analog zur Oscar-Verleihung aufgebaut werde. "Dieses Verfahren kann man nicht einfach so auf das Buchwesen übertragen", sagte Genazino, der mit seinem Roman "Wenn wir Tiere wären" (Hanser) im Rennen um den Buchpreis 2011 war. "Die Jury soll sagen, welcher Autor den Buchpreis bekommt und dann Schluss", so der 68-Jährige.



8 Kommentar/e

(…)
3. Arno Loeb 24.10.2011 19:40h
Das schmerzt ...

Das Problem ist, dass der Sieger des Deutschen Buchpreises als bestes Buch mit dem besten Autor in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Das tut den anderen Autoren, die erst auf der langen und dann auf der kurzen Vorschlagsliste mit ihrem Roman präsentiert werden, natürlich im Herzen weh, die damit als Verlierer und als schlechtere Autoren mit schlechteren Romanen da stehen.
Wer schon mal in einer Jury für die beste Geschichte oder das beste Buch war (z.B. ich), der weiß, dass hier nicht die Besten siegen. Glück, Kompromisse, Beziehungen, Zeitgeist, Zufall und andere diverse Interessen der Jury sind oft mehr als die Qualität des Werkes ausschlaggebend. Bei den meisten Preisen für Bücher und Autoren lernt man nur den Sieger kennen. Das tut den anderen nicht weh, die nicht zum Zuge kamen. Weiß ja keiner von ihnen.
Aber beim Deutschen Buchpreis wird Sieg und Niederlage vor aller Augen zelebriert. Das schmerzt alle unterlegenen Mitbewerber, die für den Gewinner nur den roten Teppich spielen dürfen, über den er zum Siegerpodest schreiten darf. Ich verstehe Wilhelm Genazino.
Arno Loeb
Augsburger Literatur-Marketing

4. Der Verleger 24.10.2011 21:52h www.facebook.com/Thoni.Verlag
Ich sehe es genau wie Herr Loeb!
Auch ich war schon Mitglied in "Literaturjurys" - da verliert man sämtliche Illusionen, auch wenn es sich in meinem Falle um "kleine" Auszeichnungen handelte. Die originellsten Argumente, die ich da hörte, waren:
- Es wird mal Zeit, dass eine Frau den Preis gewinnt.
- Also, lesen konnte ich das alles aber nicht!

PS: Lieber Herr Genazino, Sie können bestimmt auch prima ohne den Buchpreis leben.

Quelle: Börsenblatt, Schriftsteller kritisiert Auswahlverfahren, 24.10.2011 (Kommentare auszugsweise)
http://www.boersenblatt.net/460273 Literarisches Leben (Stand: 18.11.2011)

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