Samstag, 31. März 2012

Alles Plagiat, oder was.

Samstag, 31.03.2012.
Der Chronist. Letzte Medienauswertung. (21)


A. Aktuelles, Abruf der Seiten vom 31.3.2012
B. Nachgereichte Linkliste zum Thema, Stand: 30.11.2011


A.


1.

Offener Brief von 51 Tatort-Autoren
29. März 2012 - 14:11
Liebe Grüne, liebe Piraten, liebe Linke, liebe Netzgemeinde!
Wir Unterzeichner erkennen an, dass Sie alle sich eines veritablen Problems annehmen wollen, das die zwei großen, am Internet hängenden „Parteien“ betrifft: Die schlechte Lage der Urheber, ihre unangemessene Vergütung und die millionenfache illegale Nutzung von urheberrechtlich geschützten Inhalten auf der einen Seite, 600.000 Abmahnungen von Usern und die Möglichkeit von Netzsperren und (anlassloser) Vorratsdatenspeicherung, die Sie gerne Zensur nennen, auf der anderen Seite.
Wenn Sie dieses tatsächliche Dilemma aber ernsthaft lösen (helfen) wollen, ist es an der Zeit, sich von ein paar Lebenslügen zu verabschieden.

Grüne Politiker untermauern das aktuelle Problem üblicherweise durch die Gegenüberstellung zweier Grund- und Menschenrechte: Der Artikel 27 der Menschenrechte postuliere einerseits den Schutz des Urhebers als Eigentümer seiner Schöpfung, seiner Werke, andererseits würde der freie Zugang zu Kunst und Kultur garantiert. Diese dramatische Gegenüberstellung enthält aber gleich zwei Lebenslügen:

1. Die demagogische Suggestion, es gäbe keinen freien Zugang zu Kunst und Kultur mehr – eine Behauptung, die durch nichts bewiesen wird. Was auch schwer fallen dürfte: die Bundesrepublik, die westliche Welt hat in über 100 Jahren ein definiertes, klares System verschiedener Nutzungsarten und Zugänge herausgebildet.

2. Die demagogische Gleichsetzung von frei und kostenfrei. Die Menschenrechte garantieren in der Tat einen freien, aber doch keinen kostenfreien Zugang zu Kunst und Kultur. Diese politische Verkürzung von Grünen, Piraten, Linken und Netzgemeinde dient lediglich der Aufwertung der User-Interessen, deren Umsonstkultur so in den Rang eines Grundrechtes gehievt werden soll. (…)





2.

Antwort auf den offenen Brief der Tatort-Drehbuchschreiber
2012-03-29 17:30:00, zas

Im Rahmen der Debatte zu einem moderneren Verwertungsrecht haben sich 51 Drehbuchautoren, die regelmäßig für den Tatort schreiben, zu Wort gemeldet. Zu diesem Brief möchten 51 Hacker des Chaos Computer Clubs (CCC) hier ein paar Anmerkungen loswerden.

Liebe Tatort-Drehbuchschreiber,
mit Freude nehmen wir – ganz kess als Vertreter der von Euch angeprangerten "Netzgemeinde" – Euer Interesse [1] an unseren Gedanken zu einer Versachlichung der Diskussion über Urheber- und Urheberverwertungsrechte im digitalen Zeitalter wahr. Bevor wir aber unnötig gleich zu Beginn Schubladen öffnen: Auch wir sind Urheber, sogar Berufsurheber, um genau zu sein. Wir sind Programmierer, Hacker, Gestalter, Musiker, Autoren von Büchern und Artikeln, bringen gar eigene Zeitungen, Blogs und Podcasts heraus. Wir sprechen also nicht nur mit Urhebern, wir sind selber welche.

Es wird daher keinen "historischen Kompromiß" geben, denn es stehen sich nicht zwei Seiten gegenüber, jedenfalls nicht Urheber und Rezipienten, sondern allenfalls prädigitale Ignoranten mit Rechteverwertungsfetisch auf der einen Seite und Ihr und wir auf der anderen, die wir deren Verträge aufgezwungen bekommen.

Das Tragische (im griechischen Sinne) ist doch, daß wir beide Opfer des Verwertungssystems sind. Ihr schuftet Euch seit Jahren für die Verwertungsindustrie ab und habt so viele Eurer Rechte weggegeben, daß weder Ihr noch Eure Nachfahren von der verlängerten Urheberrechtsschutzfrist etwas haben. Das ist bloß ein Verhandlungsmittel, mit dem Ihr zu reduzieren hofft, wie doll Euch die Verwertungsindustrie abzockt. Wir kämpfen eigentlich auf derselben Seite, aber Ihr merkt es nicht einmal. (…)





3.

Urheberrecht. 29.03.2012
"Tatort"-Autoren beschimpfen "Netzgemeinde"

"Lebenslügen" und Google-Propaganda? 51 Autoren der öffentlich-rechtlichen Krimireihe "Tatort" kritisieren Piratenpartei, Grüne, Linke und die "liebe Netzgemeinde" wegen ihrer Ideen zu einer Reform des Urheberrechts. Sie fordern stattdessen ein härteres Vorgehen gegen Raubkopierer.
In einem offenen Brief wenden sich 51 Autoren der mit Fernsehgebühren bezahlten Krimireihe "Tatort" an die Grünen, die Piratenpartei, die Linke und die "liebe Netzgemeinde". Mit dem Schreiben beziehen sie in der zunehmend hitzig geführten Diskussion um eine Reform des Urheberrechts Stellung.

Die Drehbuchschreiber, darunter durchaus prominente Autoren wie Felix Huby und Michael Gutmann ("Crazy", "23", "Lichter"), warnen vor einer Schwächung der Urheberrechte und fürchten eine Aufwertung der "Umsonstkultur", die angeblich den Rang eines Grundrechts bekommen soll. Die nachhaltige Produktion "qualitativ hochwertiger Kunst und Kultur" könne aber "nicht amateurhaft, also wie Wikipedia organisiert werden".

Kürzere Schutzfristen - derzeit können die Nachfahren von Urhebern bis 70 Jahre nach dessen Tod die Rechte wahrnehmen - bezeichnen sie als Symbolpolitik, weil sich die "vermeintlich unschuldigen User" nur die "allerallerneuesten Filme, Musiken, Bücher, Fotos und Designs" illegal herunterladen würden.

Sie betonen das "Grundrecht auf geistiges Eigentum" und werfen den Grünen vor, "von Google alimentierte Initiativen" vorzuschicken, um dieses in Frage zu stellen. Urheberrechte seien aber "ultimativ verbrieft", dass diese zur Disposition stünden, sei eine "Lebenslüge der Netzgemeinde", schreiben die Autoren. Und weiter: Die "selbsternannten Digital Natives" hätten nie direkt mit betroffenen Urhebern gesprochen.

Sie fordern, "Missbrauchskontrollen bei Providern und Usern" nicht als "Untergang des Abendlandes" anzuprangern. Google, YouTube und "die anderen Internetserviceprovider" würden sich "dumm und dämlich" verdienen, indem sie "illegale Kontakte" an Angebote wie Kino.to, Megaupload oder The Pirate Bay vermitteln würden. Die "Tatort"-Autoren weisen darauf hin, dass Bürger sich auch bei der Suche nach Steuersündern und Schwarzfahrern Einschränkungen ihrer Rechte gefallen lassen müssten.

Rechteverwerter fordern von Internet-Providern eine Kontrolle von Inhalten, um illegale Kopien einzudämmen. Die Provider weisen eine Rolle als Hilfsheriff jedoch zurück und wollen nicht in den Datenverkehr ihrer Kunden eingreifen, um diese anschließend abmahnen zu können.
Mitglieder der Piratenpartei weisen unterdessen darauf hin, dass ihre Vorschläge zur Reform des Urheberrechts von Urhebern erarbeitet wurden - also mit Vertretern jener Gruppe, mit denen den "Tatort"-Autoren zufolge nicht gesprochen wurde.
Ore





B.

Wegen Relevanz zum Thema: Linksammlung von q1 mit Stand vom 30.11.2011.
Anmerkung:
Wegen fehlerhafter Bewertung des Chronisten wird diese Liste nachträglich eingestellt. Eine aktuelle Überprüfung der Links wurde nicht vorgenommen.


 
Presseerklärung: Grüne wollen Kreative enteignen
22. November 2011 - 17:35


Leitantrag des Bundesvorstands von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN:


Berlin, 23. November 2011
http://www.boersenblatt.net/463478/ (Stand: 30.11.2011)
Medien
23.11.2011 Urheberrecht
Ärgerlicher Antrag
Der Leitantrag des Bundesvorstands von Bündnis 90 / Die Grünen zur Netzpolitik ist in Verlagskreisen mit Befremden aufgenommen worden. Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder kritisiert diesen in einem Brief an die Grünen-Chefin Claudia Roth.


• 24.11.2011
• 21 Kommentare
DEBATTE UMS URHEBERRECHT
Grüne fürchten den Zorn der Kreativen
Der Vorstand der Grünen will seinen Antrag zur Netzpolitik abschwächen. Das flexiblere Urheberrecht könnte eine grüne Wählerklientel verschrecken. VON ULRICH SCHULTE


Ernst Piper© Ullstein
24.11.2011 Urheberrecht
Digital - illegal - ganz egal
Warum der Antrag der Grünen zu den Chancen des Internets indiskutabel ist. Von Ernst Piper, Literaturagent.

5 Kommentar/e
1.Meyer 24.11.2011 14:04h
Wie anders als mit einer verdachtsunabhängigen Totalüberwachung der Bürger soll denn der Schutz des geistigen Eigentums im Internet wirksam umzusetzen sein? Ich glaube jedoch kaum, dass solch eine Maßnahme mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar wäre (sonst wäre sie ihres Namens nicht würdig), zumal wir in unserer Vergangenheit (Stichwort: totalitäre Regime) genügend schlechte Erfahrungen mit einem Übermaß an staatlicher Kontrolle gemacht haben. Meines Erachtens möchten die meisten ehrlichen und mündigen Bürger sich einfach nur angstfrei im Internet bewegen können, ohne ständig Gefahr zu laufen, dass Festplatten ausgespäht werden oder man in irgendwelche Abmahnfallen tappt.
Auf dem Weg in eine aufgeklärte Netz- und Wissensgesellschaft ist eine pauschale Kriminalisierung der Internetuser ist daher nicht zielführend. (...)

2.Kai Weber 24.11.2011 17:11h http://salamanderhutte.yolasite.com
Die ideologische Verblendung scheint mir beiderseitig, (mit Verlaub), Frau oder Herr Meyer. Denn dass die Unmöglichkeit von totaler Nutzerüberwachung zwangsläufig dazu führen muss, dass man Urhebern ihre Rechte auch legal-formal absprechen muss, das halte ich auch für zutiefst ideologisch. In vielen anderen Rechtsbereichen ist die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und Gesetzesbrüchen eine Frage von Verhältnismäßigkeit der Mittel und letztlich nichts anderes als Stichprobe. Wie schaffen ja auch nicht das Parkverbot ab, nur weil es in einer freiheitlichen Gesellschaft unzumutbar ist, an jeder Parkverbotsstelle eine ständige Kameraüberwachung einzurichten. Aber ab und zu kommt halt mal ein Verkehrspolizist um die Ecke. Nicht allzu häufig, nicht systematisch, aber ab und zu...

3.Nikola Hahn 24.11.2011 23:51h www.nikola-hahn.com
Man sollte einfach mal ganz genüsslich diesen Wust an Antragsschwurbel lesen, den die GRÜNEN da verzapft haben und der vor Widersprüchlichkeiten nur so strotzt, von Realitätsblindheit ganz zu schweigen.
Da wird eine angemessene "Beteiligung" und "Förderung" der Leistung aller Kreativen gefordert und dann ernsthaft dazugeschrieben, dass es doch sinnig wäre, das Urheberrecht auf 5 Jahre nach Veröffentlichung zu beschränken. Danach darf dann jeder mit dem "Content" anstellen, was er mag. Es sei denn, der Urheber zahlte eine Gebühr, um den Schutz für sein Werkes zu verlängern. Einfach mal: Lesen. Zurücklehnen. Luft holen. Sacken lassen.
Es. Ist. Nicht. Zu. Fassen.

4.Christian Sprang 25.11.2011 10:20h www.boersenverein.de
@Meyer:
Über eine "verdachtsunabhängige Totalüberwachung" reden wir bei der Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen im Internet nicht. Es geht vielmehr darum, die ermittelte IP-Adresse eines Urheberrechtsverletzers einer natürlichen Person zuzuordnen, ähnlich wie bei der Zuordnung des Nummernschildes eines unfallverursachenden Fahrzeugs zur Adresse des Halters eines Pkws.
Falls Sie mehr wissen wollen, hier ein Link zu der gemeinsamen Stellungnahme von Börsenverein und Bundesverband Musikindustrie zum Verfassungsbeschwerdeverfahren um die Vorratsdatenspeicherung:
sowie der Link zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts, nach dem die Nutzung von Vorratsdaten für die Zuordnung der ermittelten IP-Adressen von Rechtsverletzern zu natürlichen Personen mit dem Grundgesetz vereinbar ist:

5.Christian Sprang 25.11.2011 10:23h www.boersenverein.de
Korrektur des Links zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts:


Recht
25.11.2011 Urheberrecht
Netzpolitisches Bündnis fordert neues Urheberrecht
Ein "Urheberrecht für das 21. Jahrhundert" fordern Wikimedia Deutschland, Digitale Gesellschaft und Open Knowledge Foundation Deutschland in einem Positionspapier.
Das Urheberrecht in seiner heutigen Form könne nur noch scheitern und sei "dringendst reformbedürftig", behauptet Jan Engelmann von Wikimedia in einer Pressemitteilung. Überlange Schutzfristen führten dazu, dass zu viele Werke unnötig der Allgemeinheit vorenthalten würden, manche analoge Prinzipien seien im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß. In seiner derzeitigen Form führe das Urheberrecht zu "Exklusion und künstlicher Verknappung" statt die Produktion von kulturellen Werken zu fördern und Teilhabe an der Wissensgesellschaft zu ermöglichen, meint Daniel Dietrich von der Open Knowledge Foundation.


28.11.2011 Urheberrecht
VFLL kritisiert Netzpolitik der Grünen
Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) fordert im Rahmen der Netzpolitik die Rechte aller Kulturschaffenden zu stärken. Damit reagiert der Verband auf den strittigen Beschluss von Bündnis 90/Die Grünen zur Netzpolitik und Urheberrecht.



Grüne antworten auf Interessenverbände
Angesichts der Tatsache, dass auf der Kieler BDK der netzpolitischer Leitantrag des Bundesvorstandes mit dem Titel “Offenheit, Freiheit, Teilhabe – die Chancen des Internets nutzen – den digitalen Wandel grün gestalten!” zur Abstimmung steht, wird so mancher Interessenvertreter derzeit offenbar nervös. So werden wir Grünen gerade in einer Form, in einem Stil und in einem Umfang lobbyiert, wie es weder Bundespartei noch Bundestagsfraktion bisher oft erlebt haben. Einige dieser uns derzeit erreichenden Schreiben von Interessenvertretern haben auch den Weg in die Presseöffentlichkeit geschafft.

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