Samstag, 29. September 2012

Die Erfinderin. Das Interview. TEIL 4

Von klugen und von dummen Namen.


R: Wir haben den Verleger, es spielen mit eine Lektorin, der Buchhändler, die Leserin. Und mit Annabelle Chanson ist auch die professionelle Autorin auf Ihrer Bühne vertreten. Und dann gibt es noch diesen unsäglichen Herrn Hundekötter. Schon der Name …

E: Die Namen der Mitwirkenden sind allesamt nicht besonders originell.

R: Stimmt. Mich Rudi Ratlos zu nennen, ist schon unterirdisch.

E: In einer Offline-Geschichte würde ich das nicht machen, es sei denn, es wäre Satire. Aber in einer Geschichte, die häppchenweise online erzählt wird, müssen die Leser auf Anhieb wissen, wer wer ist. Vor allem, wenn sie über alle möglichen Seiteneinstiege, Links, Verweise womöglich mitten in die Geschichte hineinplatzen. Ein Buch liest man von vorn nach hinten, zumindest sollte man das annehmen (grinst), und die Charaktere entwickeln sich in der vom Autor vorgegebenen Chronologie. Der Offline-Leser hat Zeit, die Protagonisten kennenzulernen, sich in sie hineinzufühlen. Online geht das nur bedingt.


R: In einem Blog wird die Mehrzahl der Leute nur bestimmte Rubriken lesen ...

E: Deshalb musste ich mir überlegen, wie ich meinen Besuchern das Zurechtfinden erleichtere. Ein klassisches Mittel, Figuren rasch ihren Rollen zuzuweisen, ist das Verwenden von Stereotypen. Viele Genre-Romane sind nach solchen Schemata geschrieben: die starke, aber schicksalsgeprüfte Heldin, die am Ende ihren Traumprinzen findet, der fiese Chef, der endlich die gerechte Strafe bekommt, die Puffmutter mit dem großen Herzen. Auch mit der Namensgebung kann man Personen charakterisieren, ihnen eine bestimmte Funktion zuweisen. Die wenigsten Leser haben Lust, sich bei jedem Besuch aufs Neue zu fragen, wer in der Geschichte nun wer ist. Also habe ich die Namen so gewählt, dass Otto Normalleser nach einmaliger Lektüre DAS ENSEMBLE im Kopf haben müsste. Um dieses Ziel zu erreichen, helfen Alliteration und Klischees. Also wurden Sie Rudi Ratlos, der (gar nicht) rasende Reporter, der ein bissel einfältig ist und fürs Provinzblatt schreibt.

R: Das ist eine Frechheit!

E: Hilft aber. Genauso wie „Der Verleger“ sofort zuzuordnen ist, und Berti Buchmann, der Buchhändler. Eddy alias Ad Web ebenso. 

R: Und der Punkt hinter den Überschriften ist eine Reminiszenz an Herrn Buchmann und die gute alte Zeit.

E: Ich sag`s doch: Sie sind klüger, als Ihr Name vermuten lässt.

 

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