Freitag, 17. Februar 2012

Backmischung.

Freitag, 10. Februar 2012.
Die Autorin. Meine kleine Gedichtesammlung. (8)


Habe heute früh mit dem Verlag telefoniert. Ganz angetan waren sie vom Manuskript, bis auf ein paar winzige Kleinigkeiten, und, natürlich: die Länge! Es sollte schon im vorgegebenen Rahmen bleiben, zumal das ja eine Serie werde, und da solle auch vom Umfang her Kontinuität gewährleistet sein. Der Leser erwarte das. Ach! Was der Leser so alles erwartet und will und weiß und tut! Wie ich sie hasse, diese imaginären Leser, die ja, wie wir alle wissen, in der Mehrzahl Leserinnen sind. Ich hasse sie, weil sie diesen Schmus kaufen und damit den Verlagsfuzzis die Vorlage liefern für ihre immer neuen Forderungen nach Figuren-Folter und Wort-Mord!

Ich komme mir vor, als wäre ich Frauchen Semmelblöd, das in den Supermarkt geschickt wird, um die passende Backmischung zu holen, damit der Kuchen auch garantiert gelingt. Na klar, wenn ich die Zutaten selbst zusammenschütte, vielleicht sogar etwas Neues hinzufüge, kann es sein, dass dem Besuch mein Backwerk nicht mundet und er zum nächsten Kaffeekränzchen nicht wiederkommt. Aber gibt es nicht schon genügend andere, die liebend gern genau das Passende für solcherart Visite zusammenrühren? Warum hat man aufgehört zu hoffen, dass es irgendwo Leutchen geben könnte, die gern mal was anderes probieren würden als immer den gleichen Käsekuchen? Warum hegt man nicht ein Fünkchen Zutrauen in meine Fähigkeit, auch anderes schmackhaft backen zu können? Eine Geschichte, die überrascht, die den Zauber zurückbringt, der mich einst in die Welt der Bücher entführte, ein Zauber, der so stark war, dass ich in dieser Welt nicht nur konsumieren, sondern auch produzieren wollte.

Ich will Geschichten DENKEN dürfen, nicht Schablonen nachzeichnen: Mosaike will ich legen! Ich will nicht erzählt bekommen, warum ich was wie schreiben soll, weil der Leser es so lesen will, sondern ich will so erzählen, dass der Leser genau das unbedingt lesen will! Am liebsten hätte ich ins Telefon gebrüllt: Wann begreift ihr es endlich? Ich bin SCHRIFTSTELLERIN und keine SCHREIB-MASCHINE!
Und was macht die brave Anne? Schluckt und sagt: Ja, ich überleg‘s mir. Und jetzt sitze ich vor dem bescheuerten Manuskript und verfluche den Tag, an dem ich beschloss, meinen ersten Roman zu schreiben.

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