Samstag, 11. Februar 2012

Vorsätze und Umsätze.

Freitag, 10. Februar 2012.
Der Verleger. Tagebucheintrag. (16)


Ein neues Jahr. Vorsätze … keine Zeit, sie umzusetzen, die Vor-Sätze, denn es zählen ja die Um-Sätze. Und die umständlichen Sätze. Und der Arbeitskreis, dieses Unwort des Jahrzehnts, das aus dem Duden gestrichen gehört. So ein Tagebuch ist wirklich herrlich, um Dampf abzulassen, und davon habe ich nun wirklich genug im Kessel. Außerdem darf ich mir hier – Berti wird es verzeihen – generös den einen oder anderen Schnitzer erlauben, sprachlich, und beim Abwiegen politischer Korrektheit, und sowieso.

Während die liebe Frau Libeskinnt nicht müde wird, uns korporatend zu infizieren, geht mir dieser Quark gehörig auf den Wecker. Und nicht nur mir! Allerdings kann man dieser Maßnahme nicht absprechen, dass sie gleichwohl zu einem Solidarisierungsprozess der Mitarbeiter führt, allerdings auf andere Weise als von Frau L. gewünscht. Aber gegen gemeinsinnstiftende Logos war ich schon immer immun, auch wenn sie noch so hübsch animiert durch Powerpointpräsentationen hüpfen. ICH VERWEIGERE MICH. Dem Arbeitskreis. Der Identity und dem Rest sowieso. Meine Hülle geht hin, sondert Sprechblasen ab, deren Inhalt mein Hirn gar nicht mehr erreicht, und die Ohren stelle ich auf den gleichen Durchzug wie die Vorzimmerdame vom Chef, wenn ein Kunde anruft, um sich zu beschweren. Der Chef und ich werden uns niemals liebhaben und solidarisieren werden wir uns schon gar nicht. Das mit uns klappt nur, weil er weiß, dass er mich braucht, und weil ich weiß, dass ich am Monatsersten von irgendwas die Hypothek fürs Haus und die Alimente bezahlen muss.

So! Genug Adrenalin abgebaut, jetzt kann ich zu den angenehmen Dingen kommen: Gestern habe ich einen Tag frei genommen und nach einem herrlichen Frühstück in meinem winzig kleinen Wintergarten (Manche Ideen von Ex-Frauen sind auch nach dem Auszug noch lobzupreisen!) bin ich zu Berti in den Buchladen, und dann haben wir Bücher studiert … neue und alte. Und dann kamen tatsächlich zwei Kunden, richtiger: Kundinnen, und wir fingen an zu diskutieren und zu kritisieren und zu schwärmen, und es war fast so schön wie im Isländischen Pavillon auf der Buchmesse. Eine der beiden wollte nicht nur Belletristisches, sondern fragte nach einem guten Buch über Whisky. Zum Verschenken? fragt Berti. Sie guckt ihn böse an: Ja! Und zwar für mich.
Und Berti lachte, holte seinen besten Stoff aus dem Keller und wir tranken alle ein Glas. Herrlich war`s! Und den Abend haben Berti und ich bei Willi ausklingen lassen. Und kein Ad war da und kein nervender Reporter, und auch sonst nichts, das uns vom seligen Gedanken abgebracht hätte, dass die Welt einfach wunderbar ist.

Nur um Werner mache ich mir Sorgen. Habe seit dem letzten Treffen nichts mehr von ihm gehört.

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